The Tree: Auf einem Baumstamm über den Atlantik
Rüdiger Nehberg nach 43 Tagen auf hoher See in Brasilien gelandet
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Göttingen, Fortaleza, Bozen, 6.3.2000

Der Menschenrechtler und Abenteurer Ruediger Nehberg hat es geschafft: Nach 43 einsamen Tagen und 2000 Seemeilen auf dem Atlantik ist der 64 Jahre alte Aktivist der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am frühern Sonnabendmorgen (Ortszeit) mit seinem 17 Meter langen Baumstamm mit dem Namen "The Tree" im Norden Brasiliens in Fortaleza gelandet. Ein Fischerboot hatte ihn bei Dunkelheit in den Hafen geschleppt. "Ich musste richtig kämpfen, um von der starken Strümung vor der Küste nicht abgetrieben zu werden", sagte Nehberg in einem Telephongespräch mit der GfbV, "und ich konnte doch nicht einfach mit geblähtem Segel auf den Sandstrand krachen." Auf dem 30 Quadratmeter grossen Tuch steht der Appell der Menschenrechtsorganisation an die brasilianische Regierung: "500 Jahre Brasilien - Schützt die Indianer - Respektiert ihre Landrechte - Erhaltet den Regenwald". "Ich bin bestimmt zehn Kilo leichter geworden und habe einen schneeweissen Bart", erzählte der 64-Jährige.

GfbV-Mitarbeiter, Repräsentanten indianischer Organisationen, Angehörige der schwarzen Bevölkerung Brasiliens und zahlreiche Journalisten hatten am Freitag bis in die späten Abendstunden auf Nehberg gewartet. Ein Suchflugzeug und ein Boot, das ihn in den Hafen schleppen sollte, hatten ihn nicht finden können, weil starker Regen die Sicht behinderte.

"Wir bewundern die Stärke und Ausdauer der indianischen Gemeinschaften, die Elemente ihrer Kultur und so ihre Identität bewahren konnten", sagte Nehberg dann am Sonnabend in seiner portugiesischen Begrüssungsrede vor Delegierten der Dachorganisation der Ureinwohner Brasiliens CAPOIB (Rat zur Interessenvertretung der indianischen Völker und Organisationen Brasiliens) und der Organisation der Indianergemeinschaften des brasilianischen Nordostens APOINME. "Die Politiker und Bürger Brasiliens möchten wir ermutigen, die Vielfalt der Kulturen und der Natur zu erhalten. Denn sie machen die Einzigartigkeit und den Reichtum des Landes aus." Er forderte die brasilianische Regierung dazu auf, den Rechten der Indianer Geltung zu verschaffen und ihre Identität zu achten und zu schützen. Doch er bedankte sich auch dafür, dass jetzt medizinische Projekte bei den Ureinwohnern finanziell gefördert werden. So könne die von der GfbV 1997 bei den Yanomami-Indianern errichtete Krankenstation im Amazonasregenwald von der brasilianischen Hilfsorganisation SECOYA übernommen werden.

Um auf die bedrückende Situation der rund 325.000 Ureinwohner und die Diskriminierung der Schwarzen in Brasilien aufmerksam zu machen, war Nehberg am 21. Januar von der Küste Mauretaniens in Westafrika allein auf dem durch zwei Bambusausleger stabilisierten und zum Teil ausgehöhlten Stamm einer 350 Jahre alten Tanne gestartet. Anlass der waghalsigen Aktion ist der 500. "Geburtstag" Brasiliens, der in diesem Frühjahr gefeiert wird. Am 22. April 1500 hatte der Portugiese Pedro Alvares Cabral die Küste des südamerikanischen Landes gesichtet und war drei Tage später an Land gegangen.

Auf einem Langholztransporter will Nehberg den Baumstamm jetzt in die brasilianische Hauptstadt transportieren lassen, um ihn dort vor dem Regierungsgebäude aufzustellen. Auf einer Pressekonferenz in Brasilia will die GfbV dann ihren neuesten Menschenrechtsreport zur Situation der Ureinwohner vorstellen.
 

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