Offener Brief an Verteidigungsminister On. Mattarella
"Balkan-Syndrom"
Sorgen Sie auch für die betroffene Bevölkerung in Bosnien und im Kosovo, On. Mattarella!
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Bozen, Berlin, Göttingen, 11.1.2001

Sehr geehrter Herr Minister,

nach Angaben des amerikanischen Fernsehsenders CNN wurden 1995 in Bosnien 11.000 und im Kosovo 33.000 Stück uranhaltige Munition verschossen.
Ihre Sorge und die Sorge der italienischen Öffentlichkeit gilt jetzt unseren Soldaten, die in den beiden Ländern stationiert sind bzw. waren. Die Soldaten der Sfor und Kfor halten sich jeweils nur für eine begrenzte Dauer in Bosnien bzw. im Kosovo auf. Die einheimische Bevölkerung jedoch, zu deren Schutz sich die internationale Gemeinschaft und nicht zuletzt die Republik Italien verpflichtet hat, muss permanent in der möglicherweise radioaktiv belasteten Umwelt leben. Einige hunderttausend Vertriebene, die nicht in ihre serbisch kontrollierten Heimatorte zurückkehren dürfen, befinden sich noch im Großraum Sarajevo. Doch gerade dort explodierten besonders viele uranhaltige Geschosse.

Jahrelang hat die westliche Welt tatenlos dem Martyrium der bosnischen Bevölkerung zugesehen. Auch dieses Mal ist nur von den Problemen der Soldaten, nicht jedoch von einer möglichen Gefährdung der Einheimischen die Rede.

Wir appellieren dringend an Sie, bei aller berechtigten Sorge für die in Bosnien und im Kosovo eingesetzten Soldaten - lassen Sie diesmal die einheimische Bevölkerung nicht im Stich. Lassen Sie die radioaktive Belastung vor Ort von Bundeswehr und Nato prüfen. Sorgen Sie dafür, dass die Nato den bosnischen Behörden und der internationalen Verwaltung im Kosovo die genauen Ziele bekannt gibt, die mit uranhaltiger Munition beschossen wurden. Setzen Sie bitte durch, dass die dort wohnende Bevölkerung genauso untersucht wird und Erkrankte medizinisch betreut werden wie die Kfor- und Sfor-Soldaten.
 

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