Alle Jahre wieder Aztekentour durch Europa
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Bozen, 29.11.2000

Antonio Gomora, XokonoshtetlSeit bald einem Jahrzehnt tourt eine "Aztekengruppe" und der Mexikaner Antonio Gomora durch Europa. Ihre Forderung: Das Wiener Völkerkundemuseum soll die Federkrone des Montezuma zurückgeben. Nicht an einer indigenes Volk in Mexiko, sondern an ein staatliches Museum im Mexiko-Stadt.

Gomora nannte sich bei seinen Aktionen Xokonoshtetl, aztekisch. Genauso gibt sich auch die Gruppe, die Xoko immer wieder begleitet hat. Gomora legitimierte seine publikumswirksamen Aktionen für die Rückgabe mit einer Unterstützungserklärung des mexikanischen "instituto nacional de antropologia e historia". Diese Behörde wird von indigenen Organisationen kritisiert - als indigenenfeindlich.

Xoko und sein Kulturverein "Yankuikanahuak" wurde auch, so Xoko, von anderen offiziellen mexikanischen Behörden gesponsert. Behörden eines Staates, der seit Jahrzehnten einen unerklärten Krieg gegen die indigenen Völker führt (siehe Chiapas). Die indigenen Völker im mexikanischen Staat verlangen politische Mitsprache und Autonomie, die Frage der Rückgabe von Kulturgütern wurde kaum in der Weise formuliert, wie es Gomora tat.

Grundsätzlich sind aber auch Anliegen indigener Völker zu unterstützen, die auf Rückgabe ihrer Kulturgüter, die auf irgendeinem Weg (gestohlen, "geschenkt", ... ) in Museen außerhalb ihrer Kulturbereiche gelangten. In Kanada und in den USA haben Museen in jüngster Zeit wiederholt Ausstellungsobjekte an indigene Völker und Einzelpersonen zurückgegeben. Meist fordern indigene Völker keine direkte Rückgabe, sondern einen weitreichende Kontrolle über die Museumsstücke (z.B. symbolische Übergabe von Eigentumsrechten, Beschriftung und Präsentation in Abstimmung mit betroffenen Gruppen, etc.)

Nicht von ungefähr haben sich 14 indigene Organisationen Mexikos von Gomora distanziert. Seine Legitimation und auch jene von "azetkischen" Delegation, die immer wieder Europa bereisen, ist nicht nur fraglich. Jene 120 Angehörigen der "azetkischen" Delegation sind keine Legitmation. Die politische Legitimation Xokos und der übrigen "Azteken" entspricht etwa eine Südtiroler Volkstanzgruppe, die auf Tour durch Mexiko im Namen Südtirols die Rückgabe eines Sarner Kulturgutes verlangen würde.

Die durch Europa tourenden "Aztekten" haben sich nie für den Erhalt der indigenen Kultur und ihrer Lebenswelten ausgesprochen, nie ein Wort darüber verloren, daß indigene Aktivisten wegen ihres Engagements ermordet werden.
 

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