150.000 Südsudanesen droht Hungertod
Nur massiver Druck auf sudanesische Regierung
kann Menschenleben retten
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Bozen, den 20. Juli 1999


Im Westen der sudanesischen Provinz Oberer Nil sind rund 150.000 Südsudanesen vom Hungertod bedroht. "Dafür ist die sudanesische Militärjunta verantwortlich, denn die Menschen sind von der Außenwelt abgeschnitten, weil sich von der Regierung unterstützte südsudanesische Rebellen Machtkämpfe in der ölreichen Region liefern", erklärte der Sudan-Experte der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Ulrich Delius, am Dienstag in Göttingen. Die Menschenrechtsorganisation appellierte dringend an Außenminister Joschka Fischer, den Druck auf das Regime zu erhöhen, um die Versorgung der Notleidenden mit Lebensmitteln sicherzustellen.

Angesichts immer neuer Berichte über Hungerkatastrophen, Krieg und Völkermordverbrechen rief die GfbV außerdem die Europäische Union dazu auf, dem Beispiel der USA zu folgen und einen Koordinator zu ernennen, der die Bemühungen um eine Friedenslösung im Sudan unterstützt. "Dies wäre während der zur Zeit in Kenia stattfindenden Friedensgespräche zwischen der sudanesischen Regierung und der südsudanesischen Widerstandsbewegung Sudan People's Liberation Army (SPLA) ein deutliches Signal an die Junta, daß die EU nicht länger bereit ist, mit massiver humanitärer Hilfe den Einsatz von Hunger im Krieg zu legitimieren", begründete Delius die Forderung der GfbV. Nur ein Durchbruch bei den Friedensbemühungen könne weitere Massensterben verhindern. Allein 1998 seien bis zu 70.000 Südsudanesen verhungert.

US-Außenministerin Madeleine Albright hatte am 13. Juli 1999 angekündigt, ihre Regierung werde in Kürze einen Sudan-Koordinator ernennen, der den Friedensprozeß im Sudan unterstützen, die humanitäre Hilfe koordinieren und Menschenrechtsverletzungen öffentlich machen soll.

Nach fast einjähriger Unterbrechung waren die Friedensgespräche zwischen der sudanesischen Regierung und der SPLA unter Vermittlung der Inter-Governmental Authority on Development (IGAD) am gestrigen Montag in Kenia erneut aufgenommen worden. "Ob die Junta tatsächlich an Fortschritten im Friedensprozeß interessiert ist, ist jedoch mehr als fraglich", sagte Delius. Während der Leiter der Verhandlungsdelegation aus Khartum, Außenminister Mustafa Osman Ismail, erklärte habe, das Gesprächsklima sei "besser als jemals in der Vergangenheit", habe zuvor ein Mitglied des Vorstandes des im Sudan regierenden Nationalen Kongresses die Verhandlungen als "Zeitverschwendung" bezeichnet.


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