EU-China- Gipfel in Peking:
Schicksal des Panchen Lama endlich klären
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Bozen, Göttingen, 21.12.1999

Zum Auftakt des Gipfels zwischen der Europäischen Union (EU) und China hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Dienstag an den Präsidenten der EU-Kommission Romano Prodi und den EU-Kommissar für Außenbeziehungen Chris Patten appelliert, Peking um die Erlaubnis zu bitten, den von chinesischen Sicherheitskräften entführten tibetischen Panchen Lama zu besuchen. Prodi solle dem Beispiel des früheren französischen Kulturministers Jack Lang folgen, der am 17.November ein entsprechendes Gesuch an die chinesische Führung gerichtet hatte. Seit mehr als vier Jahren werde der inzwischen zehnjährige Gedhun Choekyi Nyima an einem geheimen Ort in Gewahrsam gehalten.

"Zwar hat Peking jüngste Berichte chinesischer Medien über den Tod des Jungen dementiert, doch die chinesische Führung ist jeden Beweis schuldig geblieben, dass der nach dem Dalai Lama wichtigste Würdenträger Tibets noch lebt," kritisierte der Tibet-Experte der GFbV, Ulrich Delius.

Die GfbV appellierte auch an Prodi und Patten, die chinesische Führung nachdrücklich aufzufordern, die Hintergründe der blutigen Niederschlagung einer Revolte tibetischer Häftlinge nach einem Gefängnis-Besuch der EU-Troika im Mai 1998 durch eine unabhängige Untersuchungskommission klären zu lassen. Als während des Besuches von drei Botschaftern aus EU-Staaten im Drapchi Gefängnis in Lhasa am 4. Mai 1998 Häftlinge aufbegehrten, seien die Proteste blutig niedergeschlagen worden. Schon drei Tage zuvor hätten Gefängnisinsassen gegen die unmenschlichen Haftbedingungen protestiert. Erst Mitte Dezember 1999 habe ein Augenzeuge glaubhaft berichtet, dass bei der Niederschlagung der Proteste nicht zehn, sondern elf Tibeter getötet worden seien.

Die GfbV erinnerte Patten an sein Bekenntnis zur Bedeutung der Menschenrechte in den Beziehungen der EU mit China, das er am 2. September 1999 vor Abgeordneten des Europaparlaments abgab. "Wenn die EU den Ausbau ihrer Zusammenarbeit mit China tatsächlich von der Einhaltung der Menschenrechte abhängig macht, dann kann sie das tragische Schicksal des Panchen Lama nicht länger ignorieren und muß auf eine Aufklärung der Bluttaten im Drapchi-Gefängnis dringen," erklärte Delius.
 

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