Protest vor indonesischem Generalkonsulat:

"Osttimor ist das Kosovo Asiens!"

Völkermordverbrechen und Vertreibung stoppen!

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Bozen, Berlin, Göttingen, den 9. September 1999
"Osttimor ist das Kosovo Asiens!" Diesen schweren Vorwurf hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Donnerstag während einer Mahnwache vor dem indonesischen Generalkonsulat in Berlin erhoben. "Wenn er sich nicht des Völkermordes schuldig machen will, muss der indonesische Präsident Jusuf Habibie sofort der Stationierung von UN-Friedenstruppen zustimmen", forderte der GfbV-Asienexperte Ulrich Delius. Die pro-indonesischen Milizen müssen entwaffnet und aufgelöst werden. Dazu sei die indonesische Armee offensichtlich nicht in der Lage. Im Gegenteil: Viele Soldaten beteiligten sich an den gewalttätigen Übergriffen auf die Zivilbevölkerung, warf er Habibie und seinem Verteidigungsminister Wiranto vor.

Das Kriegsrecht, das am Dienstag über Osttimor verhängt worden sei, gebe auch der Armee freie Hand, Gräueltaten zu begehen. Augenzeugenberichten zufolge unterstützen indonesische Sicherheitskräfte die Milizen bei der Terrorisierung, Ermordung und Vertreibung der Osttimoresen.
"Den Vorwurf, durch die Zwangsevakuierung von Hunderttausenden das Ergebnis der demokratischen Volksabstimmung über den zukünftigen Status von Osttimor manipulieren zu wollen, kann die indonesische Regierung nur noch entkräften, indem sie dem Morden und den Deportationen sofort Einhalt gebietet", erklärte Delius. Am 30. August 1999 hatten fast 80 Prozent der Wahlberechtigten für eine Unabhängigkeit Osttimors gestimmt. Dieses Votum soll nach Informationen der Vereinten Nationen mit den Vertreibungen unterlaufen werden. "Sorgen Sie auch umgehend dafür, dass unabhängige Journalisten aus dem Ausland wieder nach Osttimor einreisen und humanitäre Organisationen der leidenden Bevölkerung unbehelligt helfen können", forderte Delius die indonesische Regierung auf. Ausländische Berichterstatter seien so massiv bedroht worden, dass die meisten das Land verlassen hätten. Am Mittwoch hätten sich nur noch acht Reporter in Dili aufgehalten.

Den deutschen Außenminister Joschka Fischer erinnerte die GfbV noch einmal an seine Verantwortung gegenüber den Osttimoresen. "Die Bundesregierung wird unglaubwürdig, wenn sie die NATO-Intervention im Kosovo damit begründet, Vertreibungen und Völkemord stoppen zu wollen, sich angesichts der Gewalt auf Osttimor jedoch nicht einmal dazu durchringt, die indonesische Regierung öffentlich zu kritisieren." Genozid unter Ausschluss der Öffentlichkeit – dies habe es auf Osttimor nach der völkerrechtswidrigen Invasion der indonesischen Armee am 7.Dezember 1975 schon einmal gegeben. Auch der damalige Aussenminister Hans-Dietrich Genscher habe dazu geschwiegen und sich der Stimme enthalten, als 72 Nationen in den Vereinten Nationen Indonesien wegen der schweren Menschenrechtsverletzungen verurteilte.


Die GfbV hat Anfang August eine Dokumentation über die Menschenrechtsverletzungen auf Osttimor seit 1975 und insbesondere im Vorfeld der Volksabstimmung vorgelegt [klicken Sie bitte hier]
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