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Afghanistan droht Hungersnot

Terrorüberfälle und Wintereinbruch gefährden humanitäre Versorgung

Bozen, Göttingen, 2. Dezember 2008

Strassenszene in Afghanistan. Foto: Michael Pohly. Strassenszene in Afghanistan. Foto: Michael Pohly.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat vor drohenden Engpässen bei der humanitären Versorgung von 8,4 Millionen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesenen Menschen in Afghanistan gewarnt. "Überfälle auf Hilfskonvois in Afghanistan und Pakistan sowie der frühe Wintereinbruch machen eine Versorgung der Not leidenden Bevölkerung immer schwieriger", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. "Afghanistan droht ein Hunger-Winter."

Die Zahl der Übergriffe auf Helfer habe sich innerhalb eines Jahres verdoppelt. Seit Januar 2008 seien 30 Helfer getötet und weitere 80 Mitarbeiter von Hilfsorganisationen entführt worden. Allein 26 Hilfskonvois des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen seien überfallen worden. Dabei seien Hilfsgüter vernichtet worden, mit denen 100.000 Menschen einen Monat lang hätten versorgt werden können.

Nach dem Kältetod von 2000 Afghanen im vergangenen Winter drohe nun noch mehr Menschen der Tod, da die Straßen unsicherer geworden und viele Strecken durch Schneefälle kaum noch passierbar seien, sagte Delius. Die verarmte Landbevölkerung sei jedoch noch mehr auf Hilfsgüter angewiesen, weil eine Dürre in Zentral- und Nordafghanistan die Weizenernte landesweit um 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr habe schrumpfen lassen. Dringend brauchten die Menschen auch mehr Futtermittel für ihr Vieh. In den beiden vergangenen harten Wintern seien 1,5 Millionen Tiere (rund zehn Prozent des Viehbestands Afghanistans) vor allem aufgrund des Futtermangels elendig zugrunde gegangen.

"Die Taliban wollen die Versorgung Afghanistans um jeden Preis unterbinden", warnte Delius. Taliban-Kämpfer machten keinen Unterschied zwischen Konvois mit Hilfsgütern für die Zivilbevölkerung und Transporten mit Nachschub für die in Afghanistan stationierten ausländischen Truppen (ISAF). Erst am gestrigen Montag seien bei einem Angriff auf ein Nachschubzentrum der ISAF in der pakistanischen Stadt Peshawar zwei Menschen getötet und ein Dutzend Lastwagen zerstört worden.

Rund 75 Prozent des Nachschubs würden über Pakistan abgewickelt und müssten mit Lastwagen über die Bergpässe Khyber und Chaman transportiert werden. Auf diesen Routen seien mehr als 100 Lastwagenfahrer seit Januar 2007 getötet und 25 Fahrer seit Mitte Oktober 2008 entführt worden. Zuletzt seien am 10. November zwölf Lastwagen mit Hilfsgütern des Welternährungsprogramms am Khyber Pass geplündert worden.