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China verschärft Druck auf buddhistische Klöster in Tibet

Neue Vorschriften der Religionsbehörde - Langjährige Haftstrafen für zwei Mönche in Tibet

Bozen, Göttingen, 12. Oktober 2010

Nomadenkind in Tibet. Nomadenkind in Tibet.

China verschärft nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) den Druck auf buddhistische Klöster in Tibet. Dort treten am 1. November verschärfte Überwachungsvorschriften der staatlichen Religionsbehörde in Kraft. "Ganz offen bekennt die chinesische Regierung, dass sie den Einfluss des Dalai Lama, des religiösen Oberhauptes der Tibeter, verringern will", kritisierte GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. "Dies ist eine neuerliche massive Einschränkung der Religionsfreiheit in Tibet. Es ist ungeheuerlich, dass sich die Kommunistische Partei Chinas als atheistische Bewegung regelmäßig in die inneren Angelegenheiten der tibetischen Buddhisten einmischt." Damit verletzt Chinas Regierung chinesisches Recht und internationale Menschenrechts-Konventionen.

Die neuen Überwachungsvorschriften wurden erst am vergangenen Samstag auf der Homepage der Religionsbehörde angekündigt und den Klöstern per Rundschreiben mitgeteilt. Klöster dürften nicht der Kontrolle von ausländischen Einzelpersonen oder Organisationen unterliegen, erklärt die Behörde. Niemand dürfe den tibetischen Buddhismus benutzen, um die soziale Ordnung, öffentliche Interessen oder das staatliche Bildungssystem zu gefährden. Die Verwaltung einiger religiöser Stätten sei chaotisch und die Klöster hätten zu sehr expandiert, heißt es zur Begründung der neuen Vorschriften. Unter dem Einfluss ausländischer Separatisten würden immer mehr Nonnen und Mönche mit ihren Aktivitäten die nationale Einheit gefährden. Daher müsse die Verwaltung der Klöster nun genauer geregelt werden.

"Offensichtlich sollen die politischen Säuberungen in den Klöstern verstärkt werden", sagte Delius. Seit den 90er Jahren wurden regierungskonforme Äbte in allen Klöstern eingesetzt. Mehr als 12.000 Nonnen und Mönche mussten die Einrichtungen verlassen, weil sie sich nicht vom Dalai Lama distanzieren wollten.

Vor wenigen Tagen wurde außerdem bekannt, dass die tibetischen Mönche Jampel Wangchuk und der Mönch Kunchok Nyima im Juni 2010 in Geheimverfahren zu lebenslanger Haft bzw. 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden sind, weil sie an Protesten gegen Chinas Herrschaft im Frühjahr 2008 teilgenommen haben sollen. In ihrem Kloster Drepung ist seither eine Polizei-Einheit stationiert, um Proteste im Keim zu ersticken. Nachdem im Kloster Mindroling 50 Mönche am 19. September 2010 dafür protestiert hatten, dass ihr Lama sie besuchen durfte, wurden zwei Mönche verhaftet und 80 Mitarbeiter der Religionsbehörde zur Umerziehung der Mönche in das Kloster gesandt.