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Bangladesch feiert 40 Jahre Unabhängigkeit (26.3.2011)

Nach Völkermord 1971 ringen Ureinwohner in Bangladesch bis heute um Schutz und Anerkennung

Bozen, Göttingen, 24. März 2011

Die Premierministerin von Bangladesch, Scheich Hasina Wazed. Die Premierministerin von Bangladesch, Scheich Hasina Wazed.

Die rund 2,5 Millionen Ureinwohner Bangladeschs müssen auch vier Jahrzehnte nach der Staatsgründung noch um die Anerkennung ihrer Rechte und um Schutz ringen. Darauf macht die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) anlässlich des 40. Jahrestages der Unabhängigkeit des südasiatischen Staates (26. März 1971) aufmerksam. Besonders die Lage der rund 700.000 Jumma im Chittagong-Hochland im Südosten des früheren Bengalen sei sehr angespannt.

"Nach der Vertreibung und dem Völkermord, den die bengalische Armee dort 1971 begann und dem mindestens 200.000 Ureinwohner zum Opfer fielen, machen noch heute Neusiedler indigenen Gemeinschaften das Land gewaltsam streitig", berichtet der GfbV-Asienreferent, Ulrich Delius. "Statt jetzt endlich konsequent die Versprechungen gegenüber den Ureinwohnern einzulösen, unterstützen Behörden und Armee nach wie vor den Raub ihres traditionellen Landes. Bei den verzweifelten Protesten Betroffener gibt es Tote und Verletzte."

In den vergangenen Monaten haben hunderte Siedler im Distrikt Rangamati im Chittagong-Hochland die Häuser von Chakma-Ureinwohnerm angezündet, um sie zu vertreiben. Obwohl Menschen verletzt wurden, griff das Militär in der Nähe nicht ein, berichteten Augenzeugen. Bereits vor einem Jahr hatten 1500 Chakma in der gleichen Region durch Brandanschläge ihre Häuser verloren. Einige Menschen wurden getötet. Doch bis heute wurden die Vorfälle nicht untersucht, die Täter nicht bestraft.

Seit Staatsgründung 1971 ließ Bangladesch, das heute 160 Millionen Einwohner zählt, die Hochland-Ureinwohner mit brutaler Gewalt vertreiben. Ihr Land wurde für die Forst- und Landwirtschaft, für militärische Zwecke und die Ansiedlung von rund 400.000 Muslimen verwendet. Hunderttausende Ureinwohner verloren ihre Lebensgrundlagen und wurden zu Flüchtlingen. Indigene Widerstandsgruppen griffen zur Selbstverteidigung zu den Waffen. Erst 1997 beendete ein Friedensvertrag die Kämpfe. Den Ureinwohnern im Hochland wurde Selbstverwaltung durch regionale und Distrikträte versprochen. Außerdem sollten ihre Landrechte geklärt, ihre Kulturen gefördert, (Binnen-) Flüchtlinge wieder aufgenommen und große Teile des Militärs aus dem Hochland abgezogen werden.

"Ein vager Hoffnungsschimmer für die insgesamt 45 indigenen Völker in Bangladesch ist, dass jetzt ein Parlamentsausschuss zur Überarbeitung der Verfassung die Anerkennung ethnischer Minderheiten in Aussicht stellt", sagte Delius. "Doch wann daraus dann endlich wirksame Schutzmaßnahmen auch für die Jumma im Hochland entstehen, ist ungewiss." Die Ureinwohner im fruchtbaren Chittagong-Hochland gehören zwölf verschiedenen Gemeinschaften an. Sie bezeichnen sich kollektiv als Jumma. Unter ihnen bilden die 400.000 buddhistischen Chakma und Marma die größte Gruppe, gefolgt von den hinduistischen Tripura sowie christlichen und animistischen Völkern. Schon in den 60-er Jahren wurden im damaligen Ostpakistan viele von ihnen durch die Ansiedlung muslimischer Landloser aus dem bengalischen Delta vertrieben.