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Roma in Turin

Rassistischer Überfall auf Roma-Siedlung Continassa im Stadtviertel Vallette von Turin

Bozen, 13. Dezember 2011

Wachsende Roma-Phobie in Italien: Roma-Demonstration des Jahres 2009 gegen den 'Wind der Intoleranz'. Wachsende Roma-Phobie in Italien: Roma-Demonstration des Jahres 2009 gegen den 'Wind der Intoleranz'.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ist bestürzt über den Vorfall vom Sonntag, 11. Dezember 2011 in der Roma-Siedlung Continassa in Turin, bei dem die Siedlung von einem aufgebrachten Mob angegriffen und in Brand gesteckt wurde. Die Angreifergruppe hatte sich von einer aufgebrachten Menschenmenge gelöst, die wegen der angeblichen Vergewaltigung eines 16-jährigen Mädchens durch einen Roma protestierte. Obwohl das Mädchen zugab, gelogen zu haben, um seine Beziehung mit dem eigenen Freund zu vertuschen, liess sich der Mob auch von dem hergeeilten Bruder des Mädchens, der in Begleitung der Polizei der aufgebrachten Menge die Wahrheit zurief, nicht aufhalten.

Diese Gewalttat zeugt von einem tief verwurzelten Rassismus. Eine genauere soziologische Studie wird sicher die Umstände, die im sozial stark degradierten Viertel von Valletta zu dieser Gewalt geführt haben, aufzeigen; nichtsdestotrotz stellen rassistische Gewalttaten gegen Roma und Sinti keine isolierten Fälle mehr dar, sondern sind sich regelmäßig wiederholende Vorfälle, die in Italien wie auch im übrigen Europa wirklich nichts Gutes versprechen. Der Rassismus und die systematische Diskriminierung, welcher Sinti und Roma in ganz Europa ausgesetzt sind, haben ein ungeheuerliches Ausmass angenommen, dem sich alle Teile unserer Gesellschaften, allen voran die Politik, endlich stellen müssen.

Die GfbV verurteilt auch das Verhalten der Sicherheitskräfte, die die Pflicht hatten, den aufgebrachten Mob zu stoppen und die anstatt dessen die Menge walten haben lassen. Als Menschenrechtsorganisation hoffen wir, dass die politische Ebene endlich den Ernst der Lage und die Gefährlichkeit eines Akts von Lynchjustiz verstanden hat und dass alle Verantwortlichen des Angriffs zur Rechenschaft gezogen werden.

Seit Jahren schon scheint Italien in einen Teufelskreis von sozialem Zerfall, Angst und Gewalt gefallen zu sein. Will man diese gefährliche Gewaltspirale wirklich stoppen, dann muss man sich dringend und ernsthaft auch mit den Ursachen für das Aufkommen von solch tiefen und gewalttätigen Rassismus, der uns auf beängstigte Weise an die dunklen Jahre der nazi-faschistischen Verfolgungen erinnert, auseinandersetzen.