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Burma

Trotz erster Demokratisierung halten die Kämpfe in Minderheiten-Region an - Mehr als 65.000 Kachin fliehen vor Gewalt

Bozen, Göttingen, 8. Februar 2012

Flüchtlinge aus Burma auf der Krankenstation des Flüchtlingslagers in Nu Po, Thailand. Foto: UNHCR / R. Arnold, 2008. Flüchtlinge aus Burma auf der Krankenstation des Flüchtlingslagers in Nu Po, Thailand. Foto: UNHCR / R. Arnold, 2008.

Trotz der Liberalisierung in Burma halten Kämpfe und schwere Menschenrechtsverletzungen im Bundesstaat Kachin im Nordosten des Landes weiter an. Mehr als 65.000 Angehörige der Nationalität der Kachin sind vor der Gewalt geflohen, davon rund 10.000 Menschen in das benachbarte China. Dies erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Mittwoch in Göttingen. "Die anhaltenden Kämpfe zeigen, dass Burma noch ein langer Weg bevorsteht, um Frieden und Menschenrechte im gesamten Land langfristig zu sichern", erklärte GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. "Jenseits der Euphorie in den großen Städten Burmas ist das Leben der meisten kleineren Nationalitäten in den Minderheitenregionen noch immer von Flucht, Vertreibung und Menschenrechtsverletzungen gezeichnet."

Seitdem die Regierung Burmas im Juni 2011 das seit 17 Jahren bestehende Waffenstillstandsabkommen im Kachin-Staat de facto aufkündigte, mussten mehr als 65.000 Kachin aus ihren Dörfern fliehen. Bis Oktober 2011 war die Zahl der Flüchtlinge bereits auf 29.000 Menschen angestiegen. Im Januar 2012 sind nochmals 7.000 Kachin vor der Gewalt geflohen. Regelmäßig kommt es zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen burmesischen Soldaten und der "Kachin Unabhängigkeits-Armee (KIA)". Erst letzten Freitag flohen erneut Bewohner des Dorfes Namlim Pa im Süden des Kachin-Staates vor Feuergefechten zwischen der Armee und der KIA. Auch wegen des geplanten Baues einer umstrittenen Erdöl- und Erdgaspipeline, die Energielieferungen für China sicherstellen soll, kommt es zu Vertreibungen von Kachin.

Während 55.000 Kachin als Binnenflüchtlinge in mehreren Dutzend kleinen Flüchtlingslagern im Kachin-Staat und im nördlichen Shan-Staat Aufnahme gefunden haben, haben rund 10.000 Kachin in der benachbarten chinesischen Provinz Yunnan Zuflucht gesucht. Sie werden dort bislang von den Behörden geduldet, aber nicht als reguläre Flüchtlinge anerkannt. Der größte Teil dieser Schutzsuchenden sind Frauen.

Die Kämpfe im Kachin-Staat dauern an, obwohl Burmas Staatspräsident Thein Sein am 10. Dezember 2011 die Einstellung aller militärischen Auseinandersetzungen angeordnet hatte. "Dies schürt Zweifel an der Durchsetzungsfähigkeit des Präsidenten gegenüber der noch immer sehr mächtigen Armee", sagte Delius.