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Tibet: Verhaftungswelle nach Freitod von Mönchen

Wieder stirbt eine Tibeterin bei einer Selbstverbrennung

Bozen, Göttingen, 31. Mai 2012

Das Baiju-Kloster in Gyantse in der Autonomen Region Tibet. Foto: Gerhard Palnstorfer. Das Baiju-Kloster in Gyantse in der Autonomen Region Tibet. Foto: Gerhard Palnstorfer.

Am gestrigen Mittwoch hat sich erneut eine Tibeterin aus Protest gegen Chinas Tibet-Politik selbst verbrannt. Die Mutter von drei Kindern starb nahe einem Kloster in der tibetischen Autonomen Präfektur Ngaba in der Provinz Sichuan, berichtete die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Donnerstag in Göttingen. In dem alten tibetischen Siedlungsgebiet wurden in den vergangenen drei Jahren die meisten der 38 Selbstverbrennungen registriert.

In der Region Ngaba gilt de facto schon seit Wochen Kriegsrecht. "Doch obwohl viele Ortschaften immer wieder mit Straßensperren von der Außenwelt abgeriegelt werden und in den Straßen schwer bewaffnete Sicherheitskräfte patrouillieren, gelingt es den Ordnungskräften nicht, neue Selbstverbrennungen zu verhindern", sagte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius.

Auch in Lhasa wurden nach dem Freitod von zwei buddhistischen Mönchen am vergangenen Sonntag die Sicherheitsvorkehrungen massiv verstärkt. Viele Tibeter meiden seither öffentliche Plätze, da sie fürchten verhaftet zu werden. Mehrere hundert Bewohner der tibetischen Hauptstadt und Pilger seien nach der Selbstverbrennung der Mönche festgenommen worden, berichten Augenzeugen. Mehrere Dutzend Personen seien in Gewahrsam genommen worden, weil sie beschuldigt wurden, mit Mobiltelefonen und Kameras die Selbstverbrennung der Mönche gefilmt oder fotografiert zu haben. Die meisten Festgenommenen sollen in das elf Kilometer östlich von Lhasa gelegene Militärgefängnis Tsalgunthang gebracht worden sein. Andere seien in das Gutsa-Gefängnis der Staatssicherheit transportiert worden, das drei Kilometer östlich der Stadt liegt. Auch in das zehn Kilometer westlich von Lhasa gelegene Arbeitslager Trisam seien Verhaftete eingewiesen worden, berichten Augenzeugen. Ausländische Touristen, die den Zwischenfall in Lhasa fotografierten, wurden von Sicherheitskräften in ihre Hotels gebracht und mussten dort alle Fotos löschen.