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Landraub in Indonesien: Fast 400 Landkonflikte im Jahr 2012

Ureinwohner leiden unter Bergbau-Projekten und Ölpalm-Plantagen - Europas Hunger nach Palmöl schürt Konflikte

Bozen, Göttingen, 18. Dezember 2012

Rauchschwaden von Brandrodungen für neue Ölpalm-Plantagen. Foto: Kristina Neubauer. Rauchschwaden von Brandrodungen für neue Ölpalm-Plantagen. Foto: Kristina Neubauer.

Den Ureinwohnern Indonesiens wird immer mehr Land für die Anpflanzung neuer Ölpalm-Plantagen und die Erweiterung des Bergbaus geraubt. Nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die Nationale Menschenrechtskommission des Inselstaates jetzt erschreckende Zahlen veröffentlicht. So wurden im Jahr 2012 bisher 399 Landrechtskonflikte in Indonesien registriert. "Auch Europas Hunger nach Palmöl schürt dort Rodungen und Landraub", kritisierte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. Praktisch jedes Unternehmen der Palmöl-Branche sei in Landrechtskonflikte in dem Vielvölkerstaat verwickelt, der weltweit größter Palmölproduzent ist.

"Wenn die EU-Kommission Palmöl aus ökologisch zertifiziertem Anbau für umweltfreundlich erklärt, so ist das ein Schlag ins Gesicht für Indonesiens indigene Völker. Denn der Palmöl-Boom ist eine der größten Gefahren für ihr Überleben", sagte Delius. Die EU-Kommission hatte am 27. November 2012 bekannt gegeben, dass sie Biodiesel aus Palmöl für förderungswürdig hält, sofern das Öl aus ökologisch zertifiziertem Anbau stammt. "Doch die Zertifikate sagen nichts darüber aus, ob zuvor Ureinwohner von diesem Land vertrieben wurden. Das liegt auch an der weit verbreiteten Korruption und Machtmissbrauch in Indonesien."

Die hohe Zahl von Landrechtskonflikten macht nach Auffassung der GfbV deutlich, wie groß der Druck auf die 45 Millionen Ureinwohner Indonesiens ist, ihre traditionelle Lebens- und Wirtschaftsweise in den Regenwäldern aufzugeben. Die meisten der mehreren hundert indigenen Völker leben als Jäger und Sammler in den Wäldern oder haben kleine Felder, auf denen sie die für ihr Leben erforderlichen Nahrungsmittel anbauen. Doch da sie keine offiziellen schriftlichen Eigentumstitel besitzen, werden sie immer häufiger von ihrem Land vertrieben, um Platz zu machen für neue Plantagen und Bergbauprojekte.

Bis 2020 will Indonesien seine Palmöl-Produktion um 60 Prozent steigern. Schon heute kontrolliert das Land gemeinsam mit Malaysia 85 Prozent der weltweiten Palmöl-Erzeugung. Mindestens 7,32 Millionen Hektar Land werden nach Angaben der Regierung derzeit in Indonesien für Ölpalm-Plantagen genutzt. Dass sich Bergbau-Unternehmen selbst in Schutzgebieten über alle Bestimmungen hinwegsetzen können, wird am Beispiel der Provinz Zentral-Sulawesi deutlich. Dort hat das indonesische Nickel-Bergbau-Unternehmen PT Gemah Ripah Pratama 18 Quadratkilometer Mangrovenwald in dem Naturschutzgebiet Morowali roden lassen. Die 3.000 in dem Schutzgebiet von der Jagd, vom Harz von Nadelbäumen und vom Ackerbau lebenden Wana-Ureinwohner sind durch die Rodungen massiv bedroht. Inzwischen hat das Bergbau-Unternehmen auf dem gerodeten Land einen Hafen errichtet, um Mineralien zu verschiffen.