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USA: 40. Jahrestag der Besetzung von Wounded Knee (27.2.1973)

Lakota-Indianer noch immer in tiefstem Elend

Bozen, Göttingen, 26. Februar 2013

Indianische aktivismus. Indianische aktivismus.

Anlässlich des 40. Jahrestages der Besetzung von Wounded Knee im Reservat der Lakota-Indianer im US-Bundesstaat Süd-Dakota (27.2.) weist die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen darauf hin, dass diese nordamerikanischen Ureinwohner noch immer im tiefsten Elend leben. "Bis heute ist das Reservat Pine Ridge der ärmste Bezirk der gesamten USA", berichtete die GfbV-Referentin für indigene Völker, Yvonne Bangert. "Dort liegt die Arbeitslosigkeit bei fast 80 Prozent, die Indianer leiden unter miserablen Wohnverhältnissen, Krankheiten und einer hohen Selbstmordrate gerade unter Jugendlichen. Die Lebenserwartung liegt bei durchschnittlich 49 Jahren, fast 40 Prozent der Haushalte haben weder sauberes Trinkwasser noch Strom. Hoffnungsvolle Selbsthilfeinitiativen der Lakota wie Bisonzucht oder kleinere Solaranlagen werden viel zu wenig unterstützt."

Am 27. Februar 1973 hatten rund 200 Indianer der Bürgerrechtsbewegung American Indian Movement (AIM) die historische Stätte von Wounded Knee besetzt, um die katastrophalen Lebensbedingungen der Lakota anzuprangern. Die Bürgerrechtsbewegung war von traditionsbewussten Reservatsbewohnern zu Hilfe gerufen worden, weil die Lakota unter dem Terrorregime des korrupten Stammespräsidenten Dick Wilson litten. Er hat damals rund 60 Indianer von seiner Schlägertruppe ermorden lassen, um jeden Widerstand gegen den Verkauf von Teilen ihres Landes, auf dem es größere Uranvorkommen gibt, zu ersticken.

Gegen die Bürgerrechtler setzte die US-Regierung damals die Nationalgarde und das FBI ein. Die Indianer hielten trotz der Bedrohung auch durch Panzer und Helikopter 71 Tage lang stand, bevor sie am 8. Mai aufgeben mussten. Während der Protestaktion wurden zwei Demonstranten von Sicherheitskräften erschossen.

"Zu der Geschichte tragischer Ereignisse von Wounded Knee, wo bereits 1890 mindestens 300 wehrlose Indianer, darunter Alte, Frauen und Kinder, von der 7. US-Kavallerie niedergemetzelt wurden, gehört auch das erschütternde Schicksal des indianischen Bürgerrechtlers Leonard Peltier", sagte Bangert. Der heute 68-Jährige gehörte 1973 zur Führung des AIM und wurde wegen Mordes an zwei FBI-Beamten vier Jahre später zu zwei Mal lebenslänglicher Haft verurteilt, obwohl er unschuldig war. Die beiden Männer waren 1976 bei einer Schießerei in Pine Ridge ums Leben gekommen. Dem Urteil vorangegangen waren eine ungesetzliche Auslieferung Peltiers von Kanada an die USA und ein Prozess voller Verfahrensfehler. Bis heute sitzt der Bürgerrechtler im Gefängnis. Trotz gravierender Gesundheitsprobleme kann er erst wieder 2024 einen Bewährungsantrag stellen. "Seine einzige Chance auf Freiheit ist die Begnadigung durch Präsident Barack Obama, für die sich viele Menschenrechtler und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens einsetzen. Denn seine reguläre Haftentlassung 2040 dürfte der dann 96-Jährige kaum noch erleben."