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Syrien: EU berät über Waffenlieferungen an syrische Opposition

"Wer Christen entführt, friedliche kurdische Dörfer und Flüchtlinge angreift, darf keine Waffen erhalten!"

Bozen, Göttingen, 27. Mai 2013

Die syrische Stadt Hama. Die syrische Stadt Hama.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen hat am Montag dringend vor Waffenlieferungen an die islamistische syrische Opposition gewarnt. "Wer Christen entführt und friedliche kurdische Dörfer angreift, in denen tausende Flüchtlinge Schutz gesucht haben, darf weder Waffen noch andere Rüstungsgüter von westlichen Staaten erhalten", erklärte die Menschenrechtsorganisation anlässlich der Beratungen der EU-Außenminister in Brüssel über eine zusätzliche Unterstützung der Aufständischen.

Seit mehr als einem Monat befinden sich zwei christliche Würdenträger in der Hand einer islamistischen oppositionellen Gruppe im Norden von Syrien. Ibrahim Hanna, Bischof der syrisch-orthodoxen Kirche von Aleppo, und Bischof Boulos Yazigi von der griechisch-orthodoxen Kirche wurden am 22. April 2013 bei Aleppo entführt. Ob sie noch am Leben sind, ist ungewiss. Ihr Fahrer wurde von den Entführern erschossen.

Von der Türkei, Saudi-Arabien und Katar mit Waffen und Geld unterstützte islamistische Brigaden versuchen seit Tagen mit Gewalt, friedliche kurdische Dörfer im Distrikt Afrin bei Aleppo im äußersten Nordwesten des Landes einzunehmen, berichtete die GfbV. Die Flüchtlinge, die in den Ortschaften Aqibe, Basile, Dermischmise und Soghaneke an der Straße nach Afrin, Zuflucht gefunden hatten, mussten erneut fliehen. Der Distrikt Afrin hat mindestens eine halbe Million Flüchtlinge aufgenommen. Die Extremisten wollen offensichtlich verhindern, dass sich in den überwiegend von Kurden besiedelten Gebieten eine eigene kurdische Verwaltung festigt.

"Kurdische Milizen, die die Zivilbevölkerung mit Waffengewalt schützen, müssen jetzt nach kurzem Kampf gegen die Truppen des Regimes von Baschar al-Assad an einer zweiten Front gegen die Extremisten aus den Reihen der Opposition", berichtete die GfbV. Nachdem sich die syrischen Behörden weitgehend aus der Kurdenregion zurückgezogen hatten, weil das Regime seine militärischen Kapazitäten gegen die bewaffnete arabisch-sunnitischen Opposition offensichtlich anderswo benötigte, haben die Kurden eine eigene Verwaltung errichtet. Dabei wurden im Gebiet um Afrin bereits viele Arabisierungsmaßnahmen rückgängig gemacht. So werden statt der vom Regime aufgezwungenen arabischen Dorf-Namen wieder kurdische Bezeichnungen verwendet. In 320 Schulen der Region wird erstmals muttersprachlicher Unterricht in Kurdisch angeboten.

Die Zufahrtsstraßen in die Region werden sowohl von Assads Truppen als auch von Teilen der syrischen Opposition oft blockiert. Dort gibt es weder ausreichend Lebensmittel noch Medikamente. Auch an sauberem Trinkwasser, Strom und Gas herrscht großer Mangel.