In: Home > News > Afrin drei Jahre nach der Invasion: Zahlreiche Opfer und massive Schäden
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Bozen, Göttingen, 18. Januar 2021
Flüchtlingslager in der Region Shahba, Nordaleppo, Nordsyrien. Foto: Kamal Sido / GfbV 2019.
Auch drei Jahre nach Beginn der völkerrechtswidrigen
Invasion der nordsyrischen kurdischen Region Afrin durch
türkische Truppen am 20. Januar 2018 gibt es zahlreiche
Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen an der
Zivilbevölkerung. Nach Angaben der Gesellschaft für
bedrohte Völker (GfbV) und kurdischer Menschenrechtsgruppen
in Nordsyrien wurden im vergangenen Jahr mindestens 58 Zivilisten
durch türkische Besatzungstruppen und die von ihnen
unterstützten syrischen Söldner ermordet. 987 Menschen
sollen entführt worden sein, 92 davon waren Frauen. Auch die
Natur und die Geschichte Afrins werden immer stärker in
Mitleidenschaft gezogen. "Allein 2020 wurden 50 historische
Stätten beschädigt, 72.000 Olivenbäume
gefällt, 250 Häuser von islamistischen Milizen
beschlagnahmt", beklagt Dr. Kamal Sido, Nahostexperte der GfbV.
"Auch die Raubzüge und Kämpfe zwischen den
islamistischen Milizen dauern an. Bei 39 Explosionen in Afrin
kamen 170 Menschen zu Schaden, viele von ihnen wurden
getötet."
"Dazu kommen zahllose Angriffe auf die kurdische Kultur und
Sprache: Ortschaften tragen plötzlich türkische oder
arabische Namen. Der frühere Freiheitsplatz in Afrin
heißt jetzt Atatürk-Platz. Der Platz mit dem
kurdischen Namen Kawa wurde zu Ehren der
völkerrechtswidrigen Offensive in Olivenzweig umbenannt",
berichtet Sido. Die kurdische Sprache werde bedrängt und den
Menschen die türkische aufgezwungen. Auf Schuluniformen
seien türkische Flaggen angebracht und syrische
Staatsangehörige seien gezwungen, türkische Ausweise
mit sich zu führen. "Die türkische Besatzung hat Afrin
christenfrei gemacht. Bis Januar 2018 lebten dort etwa 1.200
kurdisch-christliche Gläubigen. Der Anteil der kurdischen
Bevölkerung, einschließlich der yezidischen,
alevitischen und christlichen Teile, sank von 96 auf unter 35
Prozent. Yezidische und alevitische Heiligtümer sowie
kurdisch-muslimische Friedhöfe werden zerstört oder
geplündert", so Sido.
Im Rahmen der Operation "Olivenzweig" seien in der Region Afrin
rund 314.400 Olivenbäume vernichtet worden. "Die Oliven- und
Olivenölproduktion ist einer der Hauptwirtschaftszweige der
Region. Offenbar will das türkische Militär den
Menschen die wirtschaftliche Lebensgrundlage entziehen",
erklärt der Nahostexperte.
Nach Angaben von Menschenrechtsgruppen in Nordsyrien seien seit
Januar 2018 mindestens 300.000 Angehörige der kurdischen
Volksgruppe durch das Besatzungsregime vertrieben worden. Aus der
Zivilbevölkerung wurden 674 Menschen ermordet und 7.343
entführt. Unter Foltern sollen 82 Menschen ihr Leben
verloren haben. Verletzt wurden rund 696 Zivilpersonen, darunter
303 Kinder und 213 Frauen. Durch Minenexplosionen wurden in Afrin
2.017 Menschen verletzt. In 68 Fällen wird von gezielter
Gewalt gegen Frauen berichtet. In islamisch-konservativen
Gesellschaften wird der Begriff "Vergewaltigung" oft
vermieden.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201203de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201008de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200512de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200311de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200116de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/191028de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/191017de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/191010de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/191009de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/191008de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/191007de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190912de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190314de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2019/190118de.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/afrin.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/rojava.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/nordsiria2017.html
in www:
www.gfbv.de/fileadmin/redaktion/Reporte_Memoranden/2016/Northern-Syria-research-trip-2016.compressed.pdf