In: Home > News > Nato-Gipfel: Appell an Joe Biden. US-Präsident soll Erdogan zur Einhaltung von Menschenrechten drängen
Sprachen: DEU | ITA
Bozen, Göttingen, 10. Juni 2021
Flüchtlingslager in der Region Shahba, Nordaleppo, Nordsyrien. Foto: Kamal Sido / GfbV 2019.
Am Rande des Nato-Gipfels, der in der kommenden Woche in
Brüssel stattfindet, wird US-Präsident Joseph Biden mit
dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan
zusammentreffen. Die Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV) hat an das Weiße Haus appelliert, sich für ein
Ende der türkischen Gewalt gegen die kurdische Volksgruppe
sowie gegen christliche, alevitische und weitere Minderheiten
einzusetzen. Die türkische Armee und mit ihr verbündete
islamistische Milizen haben bereits hunderttausende Menschen
gewaltsam aus ihrer Heimat in Nordsyrien vertrieben. Die
türkische Luftwaffe bombardiert regelmäßig
kurdische Siedlungen auch im Irak.
"Die türkischen Angriffe auf ethnische und religiöse
Minderheiten in Syrien und dem Irak finden sowohl unter den Augen
des russischen, wie auch des US-amerikanischen Militärs
statt", kritisiert GfbV-Nahostexperte Dr. Kamal Sido. "Die
stillschweigende Unterstützung einer Militärkampagne
gegen eine ethnische Volksgruppe durch Russland und die USA
gleichzeitig ist unseres Wissens einzigartig."
Präsident Biden müsse nun dringend auf den
türkischen Präsidenten einwirken, damit dieser die
Gewalt beende. "Die Veränderung der demografischen Struktur
Nordsyriens, die Erdogan anstrebt, ist nun fast vollzogen. In den
ehemals multi-ethnischen und multi-religiösen Gebieten leben
fast nur noch die sunnitischen Araber, die Erdogan dort
angesiedelt hat", so Sido. "Das ist ein massiver Verstoß
gegen das Völkerrecht und ein Verbrechen gegen die
Menschlichkeit. Die westliche Welt und allen voran die USA
dürfen das nicht akzeptieren." Stattdessen müssten sie
darauf drängen, dass die Türkei die
Rückführung der kurdischen, yezidischen, christlichen
und alevitischen Vertriebenen unter internationaler ziviler
Beobachtung erlaubt.
Nach Quellen der GfbV und Schätzungen von anderen Fachleuten
sind infolge des Bürgerkrieges, der IS-Angriffe sowie der
türkischen Militärinvasionen etwa 1,5 Millionen Kurden
und Angehörige der yezidischen und christlichen
Religionsgemeinschaften auf der Flucht: Aus Afrin, im Nordwesten
Syriens, wurden etwa 350.000 Personen vertrieben, aus Ras Al Ain
und Umgebung etwa 300.000 und aus anderen Gebieten Syriens
350.000. Viele von ihnen mussten schon in den ersten Kriegsjahren
innerhalb Syriens oder in Nachbarländer fliehen.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210601de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210419de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210225de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210118de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201203de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201008de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200512de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200311de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200116de.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/afrin.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/rojava.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/nordsiria2017.html
in www:
www.gfbv.de/fileadmin/redaktion/Reporte_Memoranden/2016/Northern-Syria-research-trip-2016.compressed.pdf