In: Home > News > Internationaler Tag der indigenen Völker (9. August)
Sprachen: DEU | ITA
Bozen, Göttingen, 5. August 2021
Indigener Frauenmarsch in Brasilien als Widerstand gegen die repressive Politik Bolsonaros. Foto: Eliane Fernandes / GfbV.
Indigene Gemeinschaften sind weltweit wachsender Bedrohung
ausgesetzt. Darauf weist die Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) anlässlich des Internationalen Tages der
indigenen Völker (9.8.) hin. "Obwohl die Bundesregierung
kurz vor Ende der Legislaturperiode mit der Ratifizierung der
ILO-Konvention 169 und der Verabschiedung des
Lieferkettengesetzes positive Zeichen gesetzt hat, gibt es selbst
für die Indigenen Europas wenig Lichtblicke", fasst Yvonne
Bangert aus dem GfbV-Referat indigene Völker zusammen. So
fürchteten Sami im äußersten Norden Norwegens um
ihre Lebensgrundlage, denn auf ihrem Gebiet soll Kupfer abgebaut
werden. Die Region ist die Kinderstube der Rentiere der Sami.
Außerdem soll der Abraum der Nussir-Kupfermine im
nahegelegenen Repparfjord verklappt werden und gefährdet den
Lachsbestand der Sami-Fischer. Projektpartner und Abnehmer des
Kupfers ist das deutsche Unternehmen Aurubis aus Hamburg.
"Schon 1990 hat Norwegen die ILO 169 ratifiziert und sich damit
verpflichtet, die Rechte der Sami zu achten. Trotzdem wurden ohne
Zustimmung aller betroffenen Sami die Genehmigungen für den
Kupferbergbau und für die Verklappung des Abraums nahezu
abgeschlossen", kritisiert Bangert. "Dabei wurde dort durch
Gewässerverschmutzung in den 1970er Jahren, als schon einmal
Kupfer gefördert wurde, der Bestand an Atlantik-Lachs schwer
geschädigt. Erst jetzt hat er sich wieder erholt." Offiziell
gibt es einen Dialog der Unternehmen Nussir ASA und Aurubis mit
den Sami. Doch die Fischer und Rentierhalter aus der
gleichnamigen Nussir-Region bestreiten dies. Mit dem Beginn der
Kupfer-Förderung wird 2022 gerechnet.
"Auf der anderen Seite der Welt werden in Brasilien ebenfalls
neue Gesetze zur Abstimmung gebracht, nur richten sie sich
ausdrücklich gegen die indigenen Gemeinschaften dort",
kritisiert Juliana Miyazaki aus dem GfbV-Referat indigene
Völker. "Seit Wochen protestieren Indigene vor dem
Kongressgebäude in Brasilia unter anderem gegen den
Gesetzentwurf 2633/20, auch bekannt als Landraubgesetz, der
gestern im Kongress gebilligt wurde. Er verletzt die Verfassung,
denn er wird den Abschluss laufender und die Eröffnung neuer
Demarkierungsverfahren erheblich erschweren. Diese Verfahren
legen die Grenzen indigener Gebiete fest und erkennen sie
offiziell an." Auch bereits bestehende Demarkationen könnten
rückgängig gemacht werden. Hierdurch sind auch die 178
Gebiete gefährdet, die mit finanzieller Unterstützung
aus Deutschland demarkiert wurden. Ein weiteres Gesetz, das PDL
177/2021, würde es Präsident Bolsonaro
ermöglichen, aus der ILO Konvention 169 auszutreten, die
Brasilien im Juli 2002 ratifiziert hat. Damit würde alles,
was die Indigenen dort in den vergangenen 30 Jahren erkämpft
haben, zunichtegemacht werden.
Die Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation der UN
(ILO 169) ist bislang die einzige internationale Norm, die
indigenen Völkern rechtsverbindlich Schutz gewährt. Sie
wurde erst von 24 Staaten ratifiziert, davon sechs in Europa.
Deutschland hat sich auch mit dem Lieferkettengesetz dazu
verpflichtet, indigene Rechte zu stärken. Deutsche
Unternehmen, deren Aktivitäten das Leben indigener Menschen
beeinträchtigen können, können jetzt besser
sensibilisiert und für ihr Handeln zur Rechenschaft gezogen
werden. Weltweit zählen sich über 370 Millionen
Menschen zu insgesamt mindestens 5.000 indigenen
Völkern.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210526de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210205de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201222de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201201de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201111de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200924de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200917de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200722de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200717de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201016de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200730de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200416de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200610de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200518de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200511de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200429de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200327de.html
| www.gfbv.it/3dossier/diritto/ilo169-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/eu-min/sami-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/eu-min/sami.html
| www.gfbv.it/3dossier/eu-min/sami1.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/brasil-tras-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/water2017-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/sud2010-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global-sozial.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/palmoel.html
in www: www.ilo.org | https://de.wikipedia.org/wiki/Indigene_Völker