In: Home > News > COP 26 in Glasgow kurz vor Abschluss - Indigene Delegierte unzufrieden
Sprachen: DEU | ITA
Bozen, Göttingen, 11. November 2021
Indigener Frauenmarsch in Brasilien als Widerstand gegen die repressive Politik Bolsonaros. Foto: Eliane Fernandes / GfbV.
Für indigene Delegierte bleibt die diesjährige
Klimakonferenz in Glasgow bislang hinter ihren Erwartungen
zurück. Es habe medienwirksame Ankündigungen gegeben -
aber bislang keine festen Zusagen, kritisierte Regina Sonk,
Referentin für indigene Völker bei der Gesellschaft
für bedrohte Völker (GfbV), am Donnerstag in
Göttingen: "Viele der großen Versprechen sind
freiwillig und das Kleingedruckte enthält große
Schlupflöcher. Wenn sich in der kurzen Zeit bis zur
Abschlusserklärung nicht noch einige Lücken
schließen, kann diese COP den Herausforderungen im Kampf
gegen Klimawandel nicht wirksam entgegentreten."
Besonders die in Artikel 6 des Pariser Abkommens festgeschriebene
Kompensation von CO2-Emissionen durch Baumpflanzungen stehen in
der Kritik, da die finanziellen Ressourcen dafür an
nationale Regierungen gehen. Doch die Regierungen seien in vielen
Ländern eher Teil des Problems als Teil der Lösung: "Es
gibt viele finanzielle Ressourcen, um Entwaldung zu stoppen, um
die Wälder zu schützen, aber das alles bleibt bei den
Regierungen. Wir, die indigenen Völker, die traditionellen
Gemeinschaften, die tagtäglich den Wald und das Klima
schützten, wir werden ausgeschlossen. Wir fordern mehr
Teilhabe bei diesen Vereinbarungen. Und dass wir dabei aktiv
mitwirken können. Ohne unsere Beteiligung werden die Gelder
bei den Regierungen versanden. Uns bleiben nur die Schäden",
erklärte Kretã Kaingang von der APIB, dem Dachverband
der Indigenen Brasiliens.
Die indigene Bewegung kritisiert seit langem, dass diese
Kompensationen die Emissionen durch fossile Brennstoffe nicht
wirklich ausgleichen, die CO2-Konzentration in der
Atmosphäre weiter ansteigt und die Klima-Ungerechtigkeit
fortbesteht. Aufforstungsprojekte werden häufig auf
indigenem Land geplant - ohne die Menschen vor Ort mit
einzubeziehen. Zudem berge die massenhafte Anpflanzung von
Bäumen aus wissenschaftlicher Sicht eine Reihe von Risiken
für den Boden und die lokalen Ökosysteme. Langfristig
könne Kompensation schon aus Platzgründen kein Ersatz
für eine massive Reduktion der Emissionen aus fossilen
Brennstoffe sein.
"Der Klimawandel kann ohne die direkte Unterstützung der
indigenen Organisationen und Projekte nicht erfolgreich
bekämpft werden. Indigene Völker sind weiterhin die
wichtigsten Umweltschützer und müssen endlich von allen
Regierungen für ihre Rolle anerkannt und respektiert
werden", fordert Dr. Eliane Fernandes Ferreira,
Brasilienkoordinatorin der GfbV. Indigene machen nur 5 Prozent
der Weltbevölkerung aus, schützen aber 82 Prozent der
Biodiversität. Ohne verbindliche nationale Verpflichtungen,
die Verwendung aller fossilen Brennstoffe zu beenden, werde das
nicht gelingen. Zudem müssten indigene Völker über
Demarkation, das heißt die Anerkennung der Grenzen ihrer
Gebiete, die uneingeschränkte Kontrolle über ihre
Territorien erhalten. So könnten sie die Wälder
effektiv schützen und zum Wohle aller erhalten und
erweitern.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/211029de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/211011de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210910de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210903de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210831de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210825de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210526de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210205de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201222de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/brasil-tras-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/water2017-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/sud2010-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global-sozial.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/palmoel.html
| www.gfbv.it/3dossier/diritto/ilo169-de.html
in www: www.ukcop26.org | www.klimabuendnis.org |
https://de.wikipedia.org/wiki/Indigene_Völker
| www.ilo.org