In: Home > News > Angriff auf Afrin vor vier Jahren (20. Januar): Weiter täglich schwere Menschenrechtsverletzungen
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Bozen, Göttingen, 17. Januar 2022
Flüchtlingslager in der Region Shahba, Nordaleppo, Nordsyrien. Foto: Kamal Sido / GfbV 2019.
Auch vier Jahre nach Beginn der völkerrechtswidrigen
Invasion der Türkei in die nordsyrische Region Afrin ist die
einheimische Bevölkerung täglich schweren
Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt, wie die Gesellschaft
für bedrohte Völker (GfbV) berichtet. Ab dem 20. Januar
2018 hatten die türkische Armee und mit ihr verbündete
islamistische Milizen die ursprünglich kurdisch dominierte
Region angegriffen und damit begonnen, die nicht-arabische und
nicht-sunnitische Bevölkerung zu vertreiben. Die Syrische
Beobachtungsstelle für Menschenrechte in
Großbritannien und Quellen der GfbV vor Ort berichten
übereinstimmend, dass 2021 mindestens 129 Menschen
getötet und 726 entführt wurden. Die türkische
Besatzungsmacht und ihre islamistischen Söldner sollen
für diese Verbrechen verantwortlich sein.
"Das türkische Militär hat Afrin in eine Hölle
verwandelt. Es kommt nahezu jeden Tag zu Gewalt zwischen
rivalisierenden pro-türkischen Milizen. Sie kämpfen in
der Regel um die Kontrolle über die Ortschaften der Region.
Denn wer die Kontrolle hat, kann die einheimische kurdische
Bevölkerung ausrauben und Menschen entführen, um
Lösegeld zu erpressen", erklärt Dr. Kamal Sido,
Nahostexperte der GfbV.
Der Angriffskrieg des NATO-Mitglieds Türkei unter der
Bezeichnung "Operation Olivenzweig" begann, nachdem Russland den
Luftraum für Angriffe der türkischen Luftwaffe
öffnete. Bei der Besetzung der Region kamen auch Waffen aus
deutscher Produktion zum Einsatz. Noch kurz vor Beginn der
Angriffe lud der damalige deutsche Außenminister Sigmar
Gabriel seinen türkischen Amtskollegen in sein Privathaus in
Goslar ein. Bei diesem Treffen soll es auch um die
Aufrüstung der deutschen Leopard-2-Panzer gegangen sein. In
Afrin kamen diese Panzer verstärkt zum Einsatz. "Darum steht
die neue deutsche Bundesregierung in der Verantwortung, die
Menschenrechtsverletzungen in türkisch besetzten Gebieten zu
verurteilen. Die Türkei muss zudem freien Zugang zum
Kriegsgebiet für Hilfsorganisationen, internationale
Beobachter und die Presse gewährleisten. Ihre Armee und ihre
Söldner müssen Afrin verlassen", so Sido.
Aufgrund der türkischen Invasion mussten etwa 300.000
Menschen aus der Region Afrin fliehen. Viele leben immer noch in
Zelten im Norden von Aleppo. In den von geflüchteten Kurden
zurückgelassenen Häusern siedelte die türkische
Regierung gezielt sunnitische Muslime an, Anhänger des
türkischen Präsidenten. Die kurdische Identität
der Region soll für immer zerstört werden. Um dieses
Ziel zu erreichen, hat das türkische Militär alle
kurdischen Schulen und die erste kurdische Universität
Syriens geschlossen. Zehntausende kurdische Bücher wurden
vernichtet.
Am kommenden Donnerstag, den 20. Januar, wird die GfbV in Berlin
vor der russischen und der US-amerikanischen Botschaft Mahnwachen
abhalten und ein Ende der türkischen Besatzung Nordsyriens
fordern.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/211007de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210610de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210601de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210419de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210225de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210118de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201203de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201008de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200512de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200311de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/200116de.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/afrin.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/rojava.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/nordsiria2017.html
in www:
www.gfbv.de/fileadmin/redaktion/Reporte_Memoranden/2016/Northern-Syria-research-trip-2016.compressed.pdf