In: Home > News > Brasilien: "Giftpaket" bedroht Indigene - Exportverbot von gefährlichen Pestiziden gefordert
Sprachen: DEU | ITA
Bozen, Göttingen, 10. Februar 2022
Indigener Frauenmarsch in Brasilien als Widerstand gegen die repressive Politik Bolsonaros. Foto: Eliane Fernandes / GfbV.
Alarmiert von der Zustimmung des brasilianischen
Abgeordnetenhauses zum sogenannten "Giftpaket" und in
großer Sorge um die Gesundheit indigener Gemeinschaften in
landwirtschaftlich genutzten Regionen des südamerikanischen
Staates fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker
(GfbV) die Bundesregierung dringend dazu auf, schnellstens ein
Exportverbot für hochschädliche Pestizide auf den Weg
zu bringen. "Viele indigene Gemeinschaften sind durch die
Ausbringung extrem giftiger, auch von dem deutschen Chemiekonzern
BAYER vertriebenen Pflanzenschutzmitteln in Gefahr", berichtet
Eliane Fernandes, GfbV-Referentin für indigene Völker.
"In Deutschland und Europa sind hochschädliche Gifte, die in
Brasilien noch immer zum Einsatz kommen, längst verboten -
das ist skandalös! Der Export dieser stark
gesundheitsgefährdenden Mittel muss per Gesetz unterbunden
und der Bayer-Konzern für schwerwiegende Folgen durch den
Einsatz solcher Mittel zur Verantwortung gezogen werden."
Das brasilianische Abgeordnetenhaus hat am Mittwoch den
Gesetzentwurf PL 6299/2002, auch bekannt als "Giftpaket",
beschlossen. Jetzt droht die Genehmigung des Gesetzes durch den
Bundessenat und anschließend durch den Präsidenten
Jair Bolsonaro. Es öffnet den Markt für eine Reihe
neuer Wirkstoffe, die insbesondere von Bayer hergestellt werden,
aber in der EU bereits verboten sind. Der Gesetzentwurf sieht
auch eine Reihe von Änderungen bei der Inspektion,
Zulassung, Kontrolle und sogar bei der Werbung für Pestizide
in Brasilien vor.
Der brasilianische indigene Dachverband APIB kritisiert auf
seiner Instagram-Seite, dass der brasilianischen Nationalen
Behörde für Gesundheitsüberwachung ANVISA und dem
Brasilianischen Institut für Umwelt und erneuerbare
natürliche Ressourcen IBAMA die Entscheidungsbefugnis
über die Zulassung oder Nichtzulassung von Pestiziden
entzogen werde und beide Gremien nur noch für die
Risikoanalyse der Substanzen zuständig seien. Die Zulassung
hochgiftiger Substanzen läge dann zukünftig
ausschließlich beim Landwirtschaftsministerium. Es ist
dafür bekannt, die Meinung der parteiübergreifenden
Gruppe jener Parlamentarier durchzusetzen, die die Interessen der
Großgrundbesitzer vertreten, die sogenannte "Bancada
Ruralista".
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210916de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210903de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210831de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210825de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210526de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210205de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201222de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201201de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/brasil-tras-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/water2017-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/sud2010-de.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global-sozial.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/global.html
| www.gfbv.it/3dossier/ind-voelker/palmoel.html
| www.gfbv.it/3dossier/diritto/ilo169-de.html
in www: https://de.wikipedia.org/wiki/Indigene_Völker
| www.ilo.org