In: Home > News > Syrien: Afrin seit vier Jahren besetzt (18.3.)
Sprachen: DEU | ITA
Bozen, Göttingen, 15. März 2022
Flüchtlingslager in der Region Shahba, Nordaleppo, Nordsyrien. Foto: Kamal Sido / GfbV 2019.
Zum vierten Jahrestag der völkerrechtwidrigen Besetzung
der nordsyrischen kurdischen Region Afrin, die am 18. März
2018 abgeschlossen war, warnt die Gesellschaft für bedrohte
Völker (GfbV) vor neunen Angriffen des Nato-Mitgliedes
Türkei auf seine Nachbarn. "Putins Überfall auf die
Ukraine stärkt die geopolitische Bedeutung der Türkei.
Diktator Erdogan könnte sich dadurch bestärkt
fühlen, erneut kurdische Regionen in Nordsyrien zu
überfallen", befürchtet der GfbV-Nahostexperte Dr.
Kamal Sido. "Auf Putins Hilfe kann er sich dabei vielleicht
weniger verlassen - doch innerhalb der Nato kann er sich jetzt
alles erlauben. Und das weiß er auch." Im Gegensatz zu
Putins Angriffskrieg hätten Nato und deutsche
Bundesregierung Erdogans Angriffskrieg auf Afrin bis heute mit
keinem Wort verurteilt. Diese Doppelstandards beschädigten
und entwerteten westliche Werte.
Darum warnt die GfbV die deutsche Politik und deutsche Medien vor
einer Verharmlosung des Despoten Erdogan: "Alles, was Putin heute
tut, macht Erdogan seit Jahren und zwar mit Unterstützung
oder Duldung der Nato. Er müsste dafür genauso
geächtet werden wie Putin, solange seine Regierung keinen
echten, friedlichen und ebenbürtigen Dialog mit der
kurdischen Bevölkerung innerhalb der Türkei, in Syrien
und im Irak anstrebt", so Sido. "Die Kriege gegen die kurdische
Volksgruppe im eigenen Land, in Syrien und im Irak müssen
umgehend enden. Der türkische Präsident muss
aufhören, radikalislamistische Gruppen weltweit zu
unterstützen." Die türkische Regierung müsse, die
Versammlungs-, Presse- und die Meinungsfreiheit in vollem Umfang
respektieren. Die zehntausenden Menschen, die für ihre
Meinung eingesperrt worden sind, müssten unverzüglich
freikommen. Erdogan müsse endlich alle Entscheidungen des
Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte
umsetzen.
Währenddessen reißen die Nachrichten über
Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen der Türkei
in Afrin nicht ab. Brutal gehen das türkische Militär
und seine islamistischen Söldner insbesondere gegen
kurdische Frauen und Angehörige der yezidischen,
alevitischen und christlichen Minderheiten vor. Seit Jahresbeginn
wurden vier Mädchen und Frauen getötet: Ezize Ibrahim
(41), Semire Elwan (3), Fatme Elwan (9) und eine namentlich nicht
bekannte Frau. Zudem sind in diesem Jahr bereits zwölf
Frauen von den Besatzungstruppen oder syrischen Islamisten
verschleppt worden. Die Namen der Frauen liegen der GfbV vor.
Seit vier Jahren begehen die türkischen Besatzungstruppen
und mit ihr verbündete Söldner systematisch Verbrechen
wie Vergewaltigung, Entführung, Plünderung, Raub und
Diebstahl. 84 Frauen wurde gezielt ermordet. Mindestens sechs
Frauen haben nach einer Vergewaltigung Selbstmord begangen. Viele
Angehörige von Minderheiten mussten fliehen. Die ehemals
1.200 Mitgliedern zählende christliche Gemeinde Afrins
existiert nicht mehr. Der letzte Armenier wurde ebenso
vertrieben, wie die etwa 350.000 Kurden. Tausende Menschen wurden
getötet oder verletzt. Kurdische Schulen und die erste
kurdische Universität in der Geschichte Syriens, kurdische
Friedhöfe, yezidische und alevitische Heiligtümer
wurden von der Türkei und ihren syrischen Islamisten
zerstört.
Siehe auch in gfbv.it:
www.gfbv.it/2c-stampa/2022/220216de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2022/220117de.html |
www.gfbv.it/2c-stampa/2021/211007de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210610de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210601de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210419de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210225de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2021/210118de.html
| www.gfbv.it/2c-stampa/2020/201203de.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/afrin.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/rojava.html
| www.gfbv.it/3dossier/kurdi/nordsiria2017.html
in www:
www.gfbv.de/fileadmin/redaktion/Reporte_Memoranden/2016/Northern-Syria-research-trip-2016.compressed.pdf