Brief an Bahnhofdirektor
Dr. Fischnaller
Solidarität mit den Flüchtlingen
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Bozen, 15.2.2000

Sehr geehrter Herr Dr. Fischnaller,

Als Menschenrechtsorganisation wenden wir uns an Sie als den Verantwortlichen für den Bahnhof in Bozen. Es wird Ihnen bekannt sein, daß täglich Flüchtlinge in Bozen ankommen. Mangels Alternativen "übernachten" diese Menschen in den Räumlichkeiten des Bozner Bahnhofs. Alte Menschen, Kleinkinder, Frauen und Jugendliche schlafen auf dem Steinboden. Sie sind nicht zu übersehen, da die Bahngäste über die Schlafenden hinwegsteigen müssen. Vom nächtlichen Elend nimmt von den Verantwortlichen kaum jemand Notiz. Was nicht sein darf, wird nicht zur Kenntnis genommen.

Trotz der von der Gemeinde Bozen eingerichteten Unterkunft für Flüchtlinge ist der Bahnhof weiterhin für viele Flüchtlinge Endstation auf ihrer Flucht. Es ist untragbar, daß in einem reichen Land wie Südtirol vertriebene Menschen (viele der Flüchtlinge sind kurdische Vertriebene aus der Türkei) nur die Alternativen haben, auf einem kalten Steinboden die Nacht verbringen zu müssen.

Es mag zwar nicht Ihre Aufgabe sein, "Illegalen" zu helfen. Wir fordern Sie aber auf, diesen Menschen auch auf dem Gelände des Bahnhofs eine nächtliche Unterkunft zur Verfügung zu stellen. Caritas und der Verein "volontarius" können bei der Versorgung der Flüchtlinge sicher behilflich sein. Wir bitten Sie aus Gründen der Humanität und der immer wieder oft zitierten Solidarität den Flüchtlingen eine vorübergehende "Heimstatt" zu gewähren. Auch aus diesem Grund appellieren wir an Sie, die im Bahnhof ankommenden und Unterschlupf suchenden Flüchtlinge nicht zu "vertreiben".
 

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