Menschenrechtsaktion in Brüssel
EU darf zur humanitären Katastrophe auf den Molukken nicht länger schweigen
Bozen, Göttingen, 11.7.2000

Die Gesellschaft fuer bedrohte Völker (GfbV) und die Gemeinschaft der Südmolukker aus den Niederlanden haben während der Ratstagung der Aussenminister der Europäischen Union (EU) am Montag in Brüssel dringend an die Minister appelliert, die Eskalation der Gewalt auf den Molukken zu verurteilen und sich für die Entsendung von UN-Friedenstruppen einzusetzen. "Nur Blauhelme können jetzt die Sicherheit im Osten Indonesiens wiederherstellen", erklärte der Asienexperte der GfbV, Ulrich Delius, während einer Mahnwache der Menschenrechtsorganisation mit Molukkern vor dem Ministerrat.

"Dort sind bereits mehr Menschen gestorben oder mussten fliehen als während der Massaker in Osttimor 1999." Mehr als ein Viertel der Bevölkerung der Molukken sei auf der Flucht. Wenn die internationale Gemeinschaft nicht sofort handele, werde das Pulverfass Indonesiens explodieren und die ganze Region destabilisieren, warnte er.

Die GfbV forderte die Minister auf, zu den Massakern nicht länger zu schweigen und sich für Frieden und Versöhnung zwischen Christen und Muslimen einzusetzen. Die indonesischen Behörden seien weder Willens noch in der Lage, die Kämpfe zwischen den Religionsgemeinschaften zu beenden. Sie würden von Soldaten und radikalen Muslimen um den ehemaligen Diktator Suharto provoziert, um die Demokratie in Indonesien zu destabilisieren.

Die indonesische Armee habe die Massaker nicht stoppen können. Seit Januar 1999 seien 4000 Molukker getötet worden. Militärs hätten radikale Muslime bei der Organisation von Demonstrationen in Jakarta und Bandung unterstützt, auf denen zu einem "Heiligen Krieg" gegen die Christen auf denMolukken aufgerufen worden sei. Die Ankunft von 2000 bewaffneten radikalen Muslimen aus dem Westen des Landes habe die Gewalt im Mai 2000 eskalieren lassen. So seien auf der Insel Halmahera im Mai und Juni mehr als 150 Christen getötet und ganze Dörfer seien niedergebrannt worden. Auf der Insel Ambon seien seit dem 21. Juni mindestens 90 Menschen zu Tode gekommen. Auch die Ausrufung des Ausnahmezustandes am 27. Juni habe die Gewalt nicht beenden können, da indonesische Soldaten bewaffnete radikale Muslime unterstützen. Vergangene Woche seien auf der Insel Ambon hunderte Häuser, fünf Kirchen und die bedeutendste Universität niedergebrannt worden. Ambon und andere Städte glichen Sarajevo und Beirut während des Krieges: Ganze Stadtviertel seien zerstört, Geschäfte und Schulen geschlossen und Heckenschützen würden das Leben in den Strassen lähmen.

Die Provokateure würden von Spannungen profitieren, die seit Jahren zwischen den Gemeinschaften bestünden. Mit der Ankunft von Hunderttausenden muslimischen Siedlern aus Indonesien im Rahmen der von der Regierung betriebenen Transmigration seien die christlichen Molukker zur Minderheit geworden und fühlten sich im Wirtschaftsleben immer mehr benachteiligt. Zwar hätten sie Hunderte Jahre friedlich mit den muslimischen Molukkern zusammengelebt, doch seien die Spannungen nun so gross, dass schon ein Funke eine Eskalation der Gewalt auslösen könne.
 

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