Die Antwort an unseren Offener Brief an die Schul-Landesrätin Sabina Kasslatter-Mur
Mehr Platz für die neuen Südtiroler: Die deutsche Schule muss sich um die Ausländerkinder kümmern
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Bozen, 14.11.2000

Sehr geehrte Damen und Herren,

in einem offenen Brief appellierte Ihre Gesellschaft an die deutsche Schule, "sich auch für die Kinder der sogenannten Nicht-EU-Bürger weit zu öffnen". Wir möchten dazu Stellung nehmen.

Willkommen in unserer Schule
so der Titel einer Broschüre, die erst kürzlich im Schulamt erschienen ist. Es ist ein Gruß der einzelnen Schulgemeinschaften an Eltern und Kinder aus dem Ausland. In ihrer Muttersprache (die Broschüre liegt derzeit in 8 Sprachen vor, an weiteren Übersetzungen wird gearbeitet) erhalten sie die ersten, wichtigen Informationen zur Schule, um dort vor allem die Anfangsschwierigkeiten leichter überwinden zu können. Das ist der letzte der vielen kleinen Schritte, die Südtirols Schule schon seit Jahren unternimmt, um den Kontakt zwischen Schule und den Familien aus dem Ausland zu pflegen.
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Sprach- und Kulturmittler
Unentbehrlich für die Integration ist eine offene Zusammenarbeit zwischen der Familie fremder Kultur und der Schule. Um diese zu fördern werden "Sprachmittler" eingesetzt, die sowohl die Muttersprache der ausländischen Familien als auch die Sprache der Schule beherrschen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass ihre Arbeit als Bindeglieder grundlegend für eine erfolgreiche Verständigung ist. Deshalb wird der Einsatz von Sprach- und Kulturmittlern auch weiterhin mit großen finanziellen Mitteln gefördert.

Beratung in den Bereichen Integration und Interkulturelles Lernen Im deutschen Schulamt arbeitet Frau Herta Goller als Projektleiterin im Bereich des Interkulturellen Lernens. Sie gibt Einblick in ein umfassendes Programm, ausgerichtet auf die Integration ausländischer Kinder. An seiner Umsetzung arbeiten verschiedene schulische und außerschulische Institutionen mit. Es setzt bei der Elternarbeit an, reicht über die schulstufenübergreifende Lehrerfortbildung bis hin zur Erarbeitung von Unterlagen für den Unterricht, Netzwerke werden geschaffen zwischen Lehrpersonen, die mit ausländischen Kindern arbeiten, der Austausch mit anderen italienischen Regionen und mit dem Ausland wird verstärkt. Im Bereich des Interkulturellen Lernens geht es vor allem auch darum, Südtiroler Kinder und Jugendliche darauf vorzubereiten, dass sie dem Gleichaltrigen aus dem anderen Land Achtung und Vertrauen entgegenbringen und sich im Dialog öffnen.

Das Ungleichgewicht
An den italienischen Schulen sind mehr Ausländerkinder eingeschrieben als an den deutschen. Vor allem kulturelle Motive stecken hinter diesem Ungleichgewicht: Der Großteil der ausländischen Familien in Südtirol zieht aus südlicheren Gebieten wie Kosovo, Albanien und Marokko zu uns. Weil sie der italienische Sprache und Kultur meistens näher stehen als der deutschen, bevorzugen es diese Familien, ihre Kinder in italienische Schulen zu schicken. Die slowenischen und kroatischen Kinder hingegen werden vorwiegend in deutsche Schulen eingeschrieben. Familien, die aus dem Ausland zu uns kommen, sind sehr oft davon überzeugt, in ein italienisches Land einzuwandern, ihre Kinder werden also auch eine italienische Schule besuchen. Erst mit der Zeit eröffnet sich ihnen Südtirols sprachliche, kulturelle und politische Sondersituation.

Die Verantwortung der Schulwelt
Die Schule in Südtirol trägt ihre Verantwortung und bemüht sich schon seit Jahren darum, Kinder und Jugendliche aus dem Ausland in eine Gemeinschaft einzugliedern, in der sie wie selbstverständlich lernen und sich entwickeln können.

Mit freundlichen Grüßen

DIE LANDESRÄTIN
Dr. Sabina Kasslatter Mur

DER SCHULAMTSLEITER
Dr. Walter Stifter
Unsere Offener Brief an die Schul-Landesrätin Sabina Kasslatter-Mur

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Una pubblicazione dell'Associazione per i popoli minacciati. Si prega di citare la fonte - WebDesigne-mailM. di Vieste