Offener Brief an die Teilnehmer der Scontrada der Lia Rumantscha
Die viersprachige Schweiz
Ein Vorbild für die Europäische Union!
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Bozen, Puntrasigna/Oberengadin/Graubünden (Schweiz), 18.8.2000

Die Gesellschaft für bedrohte Völker-Südtirol beglückwünscht die Lia Rumantscha für ihr hartnäckiges und erfolgreiches Ringen um die - nicht nur - sprachliche Gleichberechtigung der Rätoromanen in der Schweiz. Dank dieser Hartnäckigkeit und abseits ethnisch-nationalistischer Minderheitenpolitik der Lia haben sich die Schweizer Bürger in zwei Abstimmungen für Anerkennung der rätoromanischen Sprache ausgesprochen. Seitdem ist die Schweiz viersprachig, die Schweizer Nation besteht aus mehr oder weniger gleichberechtigten vier Sprachgruppen - ein Vorbild für die Europäische Union und deren Mitgliedsstaaten, die die Sprachenvielfalt nicht anerkennen wollen.

Der Schutz der rätoromanischen Minderheiten hat ein hohes Niveau erreicht, den andere kleine Sprachgemeinschaften wie die Dolomiten-Ladiner bisher nicht erreichen konnten. Es fehlt das Mehrheits-Verständnis für die Forderungen der Minderheiten. Das gilt für die meisten minderheitlichen Sprachgruppen in Italien, in Österreich, in Deutschland und besonders in Frankreich. Im Mittelpunkt der Scuntrada stehen die Mehrsprachigkeit und die Perspektiven für die rätoromanische Minderheit. Eine Minderheit, die als Sprachgemeinschaft den Staat Schweiz mitträgt, die von der deutschen Mehrheit nicht mit Arroganz und Präpotenz behandelt wird.

Wir appellieren an Sie, das Modell Schweiz in der EU bekanntzumachen. Teilen Sie Ihre Erfahrungen den Angehörigen der Sprachminderheiten in der EU mit, unterstützen Sie deren Forderungen, in der Grundrechtecharta der EU trotz verschiedener Widerstände auch Sprachenrechte festzuschreiben. Eine Forderung, die bisher kaum in der EU auf Zustimmung gestoßen ist.

Wir bitten Sie darum, sich mit einer Resolution solidarisch mit den Sprachminderheiten in der EU zu zeigen. Das Modell Schweiz - ein Modell für die EU.
 

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