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Indien: Schutz für bedrängte Christen wird verringert

Gegen Christen in Orissa droht neue Gewalt

Bozen, Göttingen, 15. Januar 2009

Vor radikalen Hindu geflüchtet - Christliche Familie im Camp. Foto J. Albert. Vor radikalen Hindu geflüchtet - Christliche Familie im Camp. Foto J. Albert.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnt vor neuen Übergriffen auf Christen im indischen Bundesstaat Orissa. "Mit dem heute beginnenden Abzug von 4.000 Bundespolizisten aus der Krisenregion Kandhamal verlieren die christlichen Adivasi-Ureinwohner ihren einzigen wirksamen Schutz", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen. Bis Ende März 2009 sollen alle in die Unruheregion verlegten 40 Kompanien der Bundespolizei nach einem zeitlich abgestuften Verfahren abgezogen werden. Während die lokale Polizei in Orissa Übergriffen auf Christen im Herbst 2008 tatenlos zugesehen habe, hätten die Bundespolizisten nach ihrer Stationierung in der Krisenregion die Gewalt eingedämmt. Viele Christen hätten nun Angst, weil Milizen radikaler Hindu neue Gewalttaten angedroht hätten. So habe eine kürzlich aufgebaute bewaffnete Miliz angekündigt, jeweils am 23. eines Monats einen Christen zu erschießen.

Mehr als 4.400 Häuser von Christen wurden in Orissa in den vergangenen vier Monaten gezielt von extremistischen Hindu zerstört, nachdem am 23. August 2008 ein radikaler Hindu-Führer ermordet worden war. Hindu- Nationalisten machten Christen für den Mord verantwortlich, während die Polizei davon ausgeht, dass die Bluttat von maoistischen Rebellen verübt wurde.

"Die Krisenregion ist noch weit von Normalität und Frieden entfernt", sagte Delius. Angesichts des Klimas der Angst sei es unverantwortlich, dass die Behörden die Flüchtlingslager nun schließen würden, in denen mehrere zehntausend Christen seit August 2008 Zuflucht gesucht haben. Ein Flüchtling aus dem Dorf Kajuri habe bereits eine Klage beim Obersten Gerichtshof Orissas gegen die Zwangsräumung seines Camps eingereicht, weil der Staat die Sicherheit seiner Bürger nicht mehr garantiere. Die Heimkehrer müssten um ihr Leben fürchten, wenn sie sich nicht zum Hinduismus bekehren lassen. So hätten Hindu-Aktivisten in dem Dorf Mokobili am 10. Januar 2009 in einem Haus heimkehrende Flüchtlinge aufgespürt und ihnen mit dem Tod gedroht, sollten sie sich wieder in ihrem Dorf niederlassen.

Außerdem ermögliche der im Oktober 2008 versprochene Schadensersatz für Vertriebene Rückkehrern keinen leichten Neuanfang. Flüchtlingsfamilien erhielten nur 150 Euro Starthilfe, 50 Kilo Reis und eine Rolle Polyäthylen- Plastik zur Ausbesserung ihrer zerstörten Häuser. "Die meisten Täter der gewaltsamen Übergriffe werden straflos bleiben, da die Behörden Orissas alles tun, um die Strafverfahren ergebnislos einzustellen", kritisierte Delius. So würden die Flüchtlinge von den Behörden und von so genannten "Friedenskomitees", die von staatlichen Stellen mit aufgebaut worden seien, dazu gedrängt, ihre Anzeigen von Gewalttaten zurückzuziehen und keine weiteren Forderungen zu erheben.