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Pakistan: Schwere Ausschreitungen nach politischen Morden an Führern in Baluchistan

Gewalt in Baluchistan eskaliert - Unabhängige Untersuchung von Morden gefordert

Bozen, Göttingen, 14. April 2009

Karte der ethnischen Gruppen in Pakistan: Die Region Beluchistan in pink. Karte der ethnischen Gruppen in Pakistan: Die Region Beluchistan in pink.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am Dienstag eine unabhängige Untersuchung politisch motivierter Morde in Pakistans Krisenregion Baluchistan gefordert. Die Hochkommissarin für Menschenrechte der Vereinten Nationen, Navanethem Pillay, solle eine Untersuchungskommission nach Baluchistan entsenden, um die Umstände der Ermordung von drei führenden Vertretern der Volksgruppe der Baluchen zu klären. "Nur die Vereinten Nationen können eine unabhängige Untersuchung der offensichtlich politisch motivierten Morde garantieren, da offizielle Sicherheitskräfte in die Exekution der Oppositionspolitiker verwickelt zu sein scheinen", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius.

Seit am Abend des 8. April die Leichen der drei Baluchen-Führer gefunden wurden, ist die Gewalt in der im Südwesten Pakistans gelegenen Region eskaliert. Mindestens elf Personen kamen bei Ausschreitungen zu Tode. Demonstranten brannten in der Stadt Quetta und mehreren anderen Orten Baluchistans Banken, Autos und Regierungseinrichtungen nieder. Ein mehrtägiger Generalstreik brachte das öffentliche Leben in der Region zum Erliegen.

Pakistanische Sicherheitskräfte werden von Menschenrechtlern für die Ermordung von Ghulam Mohammad Baloch, Sher Mohammad Baloch und Lala Muneer Jan Baloch werden verantwortlich gemacht. "Die Fakten deuten deutlich darauf hin, dass Angehörige staatlicher Sicherheitsdienste die drei Opfer in Gewahrsam nahmen, sie folterten und ermordeten, bevor sie die verstümmelten Leichen wegwarfen", erklärte die Vorsitzende der unabhängigen Menschenrechtskommission Pakistans, Asma Jahangir. Auch die Asiatische Menschenrechtskommission warf Pakistans Sicherheitskräften vor, die Baluchen-Führer ermordet zu haben.

Die drei Ermordeten waren bereits in den Jahren 2006/2007 von Sicherheitskräften entführt, wochenlang an geheimen Orten festgehalten und gefoltert worden. So wollte man von ihnen Informationen über die verbotene Befreiungsbewegung Baluchistans erpressen. Seit ihrer Freilassung hatten die Baluchen ausführlich über die im Gewahrsam erlittene Folter berichtet. Die Ermordeten gehörten einer von der Regierung eingesetzten Kommission zur Aufklärung des Schicksals von rund 4.000 Baluchen an, die seit dem Ausbruch der Kämpfe im Jahre 2001 verschwunden sind.

Die mindestens neun Millionen Baluchen leben in Pakistan, Iran und Afghanistan, rund 60 Prozent von ihnen siedelt in Pakistan in einem Gebiet von der Größe Deutschland. Es gilt als besonders unterentwickelt. Seit Jahrzehnten fordern die Baluchen mehr Selbstbestimmung. Im Jahr 2001 eskalierte der Konflikt in Pakistan zu einem offenen Krieg.