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Schwerer Rückschlag für Leonard Peltier

Freilassung auf Bewährung abgelehnt - indianischer "Nelson Mandela" muss im Gefängnis bleiben

Bozen, Göttingen, 24. August 2009

Leonard Peltier. Leonard Peltier.

Mit großer Enttäuschung hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) zur Kenntnis nehmen müssen, dass der indianische Bürgerrechtler Leonard Peltier im Gefängnis bleiben muss. Am vergangenen Freitag hatte Bundesanwalt Drew Wrigley in Fargo (Nord-Dakota) die Entscheidung der Haftprüfungskommission (Parole Commission) bekannt gegeben, Peltier nach 33 Jahren Haft nicht auf Bewährung zu entlassen. "Die Kommission hat nicht nur Peltier, sondern tausende von Indianern vor den Kopf gestoßen, zu deren Symbolfigur der Bürgerrechtler geworden ist", bedauerte Yvonne Bangert, GfbV-Referentin für indigene Völker, am Montag. "Die Ablehnung seines Antrags ist vollkommen unverständlich, denn Peltier hat die bei einem solchen Urteil übliche Regelhaftzeit von 30 Jahren längst verbüßt."

Peltier wurde 1977 zu zweimal lebenslänglich verurteilt, weil er aufgrund des Meineids einer angeblichen Augenzeugin für den Tod von zwei FBI- Beamten verantwortlich gemacht wurde. Die beiden waren während einer Schießerei mit Angehörigen des American Indian Movement im Pine Ridge Reservat in Süd Dakota 1975 ums Leben gekommen. Die Augenzeugin widerrief später ihre Aussage. Sie sei unter Druck des FBI entstanden. Der Verteidigung wurden wichtige Beweismittel vorenthalten, so z.B. das Ergebnis der ballistischen Untersuchungen, die Peltiers Waffe als Tatwaffe ausschließen. Staatsanwalt Lynn Crooks musste acht Jahre nach Peltiers Verurteilung zugeben, dass die Regierung nicht wisse, wer die beiden Agenten getötet habe oder welche Rolle Peltier dabei gespielt habe. Der Bürgerrechtler wird am 12. September 65 Jahre alt und will gegen das Votum der Haftprüfungskommission in Berufung gehen.

"Die Resozialisierung von Peltier wäre gesichert", berichtete Bangert, "denn in seinem Heimatreservat Anishinabe Turtle Mountain in Nord Dakota hat er bereits eine Wohnung und Arbeit als Kunstlehrer am dortigen College." Peltier wollte schon als junger Mann Kunst studieren und wurde während seiner Haft zu einem bekannten Maler. Seine Bilder werden von Prominenten wie Oliver Stone, Peter Coyote, Jane Fonda, Val Kilmer und Michael Apted gesammelt. Mit dem Erlös finanziert er seine Verteidigung und unterstützt Bildungs-, Gesundheits- und Sozialprojekte für indianische Jugendliche in den Reservaten. Peltier wuchs selbst in großer Armut als eines von 13 Geschwistern auf und wurde im Alter von acht Jahren in eine Internatsschule der Regierung gesteckt, in der die Schüler ihre eigenen Sprachen nicht sprechen durften und physisch wie psychisch misshandelt wurden.

Viele Prominente haben sich für Leonard Peltier eingesetzt, darunter Simon Wiesenthal, die Friedensnobelpreisträger Rigoberta Menchú und Nelson Mandela. Auf Initiative der GfbV sprachen sich 1996 neben dem damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker auch mehr als 70 Abgeordnete des Deutschen Bundestages für eine Begnadigung Peltiers aus, darunter u.a. der spätere Bundesaußenminister Joschka Fischer, die ehemaligen Minister für Verteidigung, Rudolf Scharping, und für Justiz, Herta Däubler Gmelin, sowie Gregor Gysi, Hans-Ulrich Klose, Otto Graf Lambsdorff, Christian Schwarz-Schilling und Antje Vollmer.

Der Berliner Turandot Verlag zeichnete Peltier für sein Buch "Mein Leben ist mein Sonnentanz" mit seinem Literaturpreis aus. 1986 erhielt er den Internationalen Preis für Menschenrechte der spanischen Menschenrechtskommission.