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Hilferuf von Nomaden aus der Sahara

Hungersnot bedroht Millionen Viehzüchter und Bauern in der Sahelzone - Höhepunkt der Katastrophe wird im Juni erwartet

Bozen, Göttingen, 24. März 2010

Landschaft in der Westsahara. Landschaft in der Westsahara.

Mehr als zehn Millionen Viehzüchtern und Bauern in der Sahelzone droht wegen ausbleibender Regenfälle eine Hungerkatastrophe, warnte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Mittwoch. "Besonders schlimm betroffen sind 7,8 Millionen Menschen in Niger, zwei Millionen Bewohner des Tschad, 500.000 Tuareg und andere Nomaden im Nordosten Malis", berichtete der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Der Höhepunkt der Hungerkatastrophe wird im Juni erwartet. Vor dem morgigen Krisengipfel der Präsidenten der Sahelstaaten in N´Djamena (Tschad) richteten Repräsentanten des Viehzüchter-Netzwerkes Billital Maroobé aus der Sahelzone einen dramatischen Hilfsappell an die Staatschefs. "Wir schaffen es nicht mehr, unsere Herden zu ernähren, daher müssen wir die Tiere nun zu Spottpreisen verkaufen", erklärten sie in einem Offenen Brief an die Staatspräsidenten.

"Die Viehzüchter brauchen nicht nur Nahrungsmittelhilfe, sondern langfristige Unterstützung bei der Erhaltung ihrer Herden", forderte Delius. Vom Hunger bedroht sind Tuareg, Peulh, Toubou, Bella und andere ethnische Gruppen, die seit Jahrhunderten in der Sahelzone leben. "Trotz der widrigen geographischen Bedingungen haben es diese Völker gelernt, sich klimatischen Veränderungen und anderen Herausforderungen anzupassen. Doch mit dieser Krise sind sie überfordert", sagte Delius. "Wenn die Halbnomaden und Bauern nicht genug ernten, müssen sie ihr Vieh verkaufen, um Nahrungsmittel erwerben zu können. Wenn das Vieh massenhaft geschlachtet wird oder wegen mangelnder Weidegründe stirbt, dann ist es nur eine Frage der Zeit, dass auch die Menschen sterben. Denn die Viehherden sind für viele Bewohner der Sahelzone Supermarkt und auch Sparschwein." Die großen Herden von Ziegen, Schafen, Rindern und Kamelen liefern Milch, Butter, Käse und Fleisch. Rund 50 Millionen Nomaden und bis zu 200 Millionen Halbnomaden leben in den Trockengebieten Nordwest- und Ostafrikas von der Viehzucht.

Auch im Norden Burkina Fasos und Nigerias ist die Versorgungslage aufgrund ausbleibender Regenfälle und geringer Ernten sehr angespannt. Zuletzt waren 2005 bei einer Dürre hunderttausende Herdentiere in Niger und Mali verendet. Damals waren rund drei Millionen Nomaden vor allem im Norden beider Staaten von der Katastrophe betroffen. "Unter der nun drohenden Hungersnot leiden sowohl Bauern als auch Nomaden", berichtete Delius. Zuerst klagten die Bauern im Süden des Landes über 30 Prozent Ernteausfall. Viele Landwirte suchten daraufhin in anderen Regionen oder Nachbarländern Arbeit, um zu überleben. Doch inzwischen macht sich auch unter den im Norden Nigers und Malis lebenden Nomaden die Krise stark bemerkbar.