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Sudan ignoriert Appell des Weltsicherheitsrats

400.000 Bürgerkriegsopfer von Nothilfe abgeschnitten - Wettlauf gegen die nahende Regenzeit

Bozen, Göttingen, 20. März 2012

Sudanesische Frauen. Foto: GfbV-Archiv. Sudanesische Frauen. Foto: GfbV-Archiv.

Mehr als 400.000 Bürgerkriegsopfer sind im Sudan von humanitärer Hilfe abgeschnitten, weil die Behörden die Versorgung der Notleidenden systematisch blockieren. "Obwohl der Weltsicherheitsrat bereits vor genau fünf Wochen alle Konfliktparteien in den umkämpften Regionen Süd- Kordofan und Blauer Nil ultimativ aufgefordert hat, Hungerhilfe für die Zivilbevölkerung zuzulassen, verweigern die sudanesischen Behörden internationalen Helfern noch immer den Zugang", berichtete die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Dienstag in Göttingen. "Nun hat der Wettlauf gegen die im April einsetzende Regenzeit, die jede Versorgung unmöglich machen wird, begonnen."

Aufgeschreckt durch Notrufe von Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen hatte der Weltsicherheitsrat am 14. Februar 2012 die sudanesische Regierung und die sie bekämpfende Sudanesische Volksbefreiungsbewegung-Nördlicher Bereich (SPLM-N) dringend aufgefordert, humanitären Helfern unverzüglich Zugang zu dem Krisengebiet zu gewähren. "Es ist ein Skandal, dass auf den Tag genau fünf Wochen später noch immer nichts geschehen ist", kritisierte GfbV- Afrikareferent Ulrich Delius. "Sudans Hinhaltetaktik wird zehntausenden Menschen das Leben kosten, wenn nun nicht schnell gehandelt wird."

Mit immer neuen Versprechungen hat das Bashir-Regime in den vergangenen Wochen die internationale Gemeinschaft hingehalten. So sicherte die Sozialministerin Amira Al-Fadil am 19. Februar zu, dass einige internationale Organisationen Süd-Kordofan besuchen dürften, um dort den Bedarf an humanitärer Hilfe zu klären. Einer gemeinsamen Initiative der Vereinten Nationen, der Afrikanischen Union und der Arabischen Liga, die Not leidende Zivilbevölkerung zu versorgen, verweigert die sudanesische Regierung jedoch bis heute die Zustimmung. Nur die Rebellen der SPLM-N schlossen sich der Initiative bislang an.

"Jeder Tag des Wartens kostet tausende Menschenleben", warnte Delius. "Hungerblockaden als Mittel der Kriegführung sind völkerrechtlich geächtet. Der Sudan macht sich der Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig, wenn er die humanitäre Hilfe noch länger blockiert." Es reiche nicht aus, wenn die Regierung in Khartum darauf hinweist, die Hilfsorganisation "Sudanesischer Halbmond" könne die Bürgerkriegsopfer versorgen. "Denn diese Hilfsorganisation wird von den Hungernden nicht als neutral angesehen. UN-Soldaten bestätigen das Misstrauen. Sie beobachteten am 20. Juni 2011, wie Geheimdienstmitarbeiter verkleidet als Helfer des ‚Sudanesischen Halbmond' Zivilisten aus dem Schutzbereich der Blauhelme herausschafften."