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Entführung von 219 Schülerinnen jährt sich in Nigeria (14. April)

Seit einem Jahr kein Lebenszeichen - Verschleppte Schülerinnen dürfen nicht vergessen werden! Neue Initiativen zur Befreiung der Entführten gefordert

Bozen, Göttingen, 13. April 2015

Nigeria: Proteste für die Befreiung der 219 verschleppten Schülerinnen. Foto: Michael Fleshma/Flickr. Nigeria: Proteste für die Befreiung der 219 verschleppten Schülerinnen. Foto: Michael Fleshma/Flickr.

Ein Jahr nach der Entführung von 219 Schülerinnen durch die Terrorgruppe Boko Haram in Nigeria hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) dringend neue Initiativen für die Befreiung der Verschleppten gefordert. "Für die neue nigerianische Regierung müssen die Bemühungen um eine Freilassung der Entführten absoluten Vorrang haben", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Montag in Göttingen. "Der Fall der entführten Mädchen aus Chibok ist typisch für das Versagen von Nigerias Sicherheitskräften beim Schutz der Zivilbevölkerung. Polizei, Armee und Regierung haben nicht nur bei der Suche nach den Mädchen versagt, sondern auch systematisch ihre Familienangehörigen ausgegrenzt, unter Druck gesetzt und sogar kriminalisiert, um jede öffentliche Diskussion über die Entführung zu unterdrücken."

Zwar versprachen die Sicherheitsbehörden immer wieder eine baldige Freilassung der Mädchen, doch dies waren leere Versprechungen, die die Behörden und den Staat Nigeria nicht nur im eigenen Land unglaubwürdig machten. Anfangs hatten sie sogar bestritten, dass die Schülerinnen entführt wurden, oder behauptet, die meisten Verschleppten seien gerettet worden. Mehrfach erklärten der Armeechef und führende Vertreter der Regierung, sie würden das Versteck der Geiseln kennen. Schließlich musste die Armee kleinlaut einräumen, dass sie keine glaubwürdigen Informationen zum Verbleib der Mädchen hat. Auch fehlte es an einer klaren Strategie zur Befreiung der Geiseln: Mal setzte man auf Verhandlungen mit unglaubwürdigen Unterhändlern der Terroristen, mal bombardierte man ihr mutmaßliches Versteck. "Sollten die Verschleppten noch am Leben sein, so verdanken sie dies zumindest nicht dem planlosen Handeln der Behörden. Ihr Versagen hat der Demokratie und dem Vertrauen der Nigerianer in den Rechtsstaat massiv geschadet", kritisierte Delius.

Am 14. April 2014 hatten Boko-Haram-Kämpfer in dem entlegenen Ort Chibok (Bundesstaat Borno) eine Schule, die auf ein Hochschulstudium vorbereitet, überfallen und 276 Mädchen im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren verschleppt. Viele Lehrer und das Wachpersonal hatten zuvor den Ort verlassen und die Mädchen schutzlos in den Schulräumen zurückgelassen, nachdem sich in dem Ort das Gerücht verbreitet hatte, ein Angriff von Boko Haram stehe unmittelbar bevor. Auch die meisten Soldaten hatten daraufhin fluchtartig den Ort verlassen. Beim Abtransport der Verschleppten gelang 57 Mädchen die Flucht. 219 Schülerinnen wurden an einen unbekannten Ort verschleppt.

Das Schicksal der Mädchen hat weltweit Empörung und Anteilnahme ausgelöst. Michelle Obama, David Cameroon, die Friedensnobelpreisträgerin Malala, viele berühmte Schauspielerinnen und mehr als eine Million Menschen in aller Welt engagierten sich für ihre Freilassung.