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Nordirland

Bericht (An Phoblacht/Republican News, 27. Februar 2003): der Zusammenarbeit mit Todesschwadronen beschuldigter britischer General übernimmt Führungsposition am Golf

Von Laura Friel

Save the Good Friday AgreementIn den späten 1980ern und 1990ern war der britische General Gordon Kerr Leiter der Force Research Unit, einer der am besten geheimgehaltenen Einheiten der britischen Armee. Während dieser Zeit reorganisierte die britische Regierung die (pro-britischen) unionistischen Paramilitärs (im Norden Irlands), bewaffnete sie und setzte sie ein. Unter dem Deckmantel des Krieges gegen die IRA kollaborierte der britische Staat mit Mord und Mordversuchen an unbewaffneten Republikanern, politischen Aktivisten, ihren Familien, katholischen Zivilisten und den Strafverteidigern Pat Finucane und Rosemarie Nelson. Der Zynismus, den der britische Staat mit der Versetzung des General Kerr in den Mittleren Osten an den Tag legt, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Man nimmt an, dass eine der Aufgaben des Generals im Golf sein wird, nach Kriegsende Schlüsselpersonen des Saddam Regimes wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit zu verfolgen.

Der britische Premierminister Tony Blair wurde kürzlich von einer seiner eigenen parlamentarischen Hinterbänkler als der wahre Erbe Margaret Thatchers bezeichnet. Diane Abbot kommentierte damit den Enthusiasmus ihres Parteichefs für das imperialistische Abenteuer der USA im Mittleren Osten. Enthüllungen dieser Woche verbinden die Vorbereitungen für einen Krieg gegen den Irak mit Grossbritanniens schmutzigem Krieg und geben Abbots Vergleich eine neue Bedeutung.

Im späten 20. Jahrhundert war die damalige britische Premierministerin Margaret Thatcher oberste Chefin einer der am besten geheimgehaltenen Einheiten der britischen Armee. Durch die Operationen der verdeckt arbeitenden Force Research Unit machte sich der britische Staat eines der schlimmsten Verbrechen einer politischen Körperschaft schuldig, Morde an Bürgern innerhalb der eigenen Jurisdiktion in Auftrag zu geben.

Nach Aussagen ehemaliger FRU-Agenten wurden alle Details der Aktivitäten der Geheimeinheit, Morde eingeschlossen, Margaret Thatcher und dem britischen Kabinett vorgelegt. Unter den 200 Personen, von denen man annimmt, sie seien als direktes Resultat der Zusammenarbeit britischer Stellen mit loyalistischen (pro-britischen) Paramilitärs getötet worden, ist auch der Belfaster Strafverteidiger Pat Finucane.

Im frühen 21. Jahrhundert ist der derzeitige britische Premier Tony Blair als oberster Chef mit der Verschleierung dieser Vorgänge beschäftigt. Anstelle eines klaren Bruches mit dieser diskreditierten Vergangenheit tritt Tony Blair in die Fussstapfen der ehemaligen Tory-Premierministerin. Anstatt einige der gefährlichsten, undemokratischen Kräfte innerhalb des britischen Staatsapparates unschädlich zu machen, und damit ein Signal für einen neuen Anfang zu setzen, setzt er diese Kräfte wieder ein.

Letzte Woche gab John Stevens, Chef der Londoner Metropolitan Polizei, bekannt, dass er Material bezüglich General Kerr und bis zu zwanzig weiterer Personen, ehemalige RUC-Offiziere, noch im Dienst befindliche RUC-Offiziere, Offiziere und Soldaten der britischen Armee, für die Staatsanwaltschaft vorbereite. Das Material beinhaltet Beweise für "Collusion"(wie die Zusammenarbeit des britischen Staates mit pro-britischen unionistischen oder "loyalistischen" Killern genannt wird) bei der Ermordung irischer Bürger im Norden Irlands. (Anmerkung der Übersetzerin: die RUC=Royal Ulster Constabulary war die frühere Polizei Nordirlands, berüchtigt durch ihre Menschenrechtsverletzungen, sie wurde im Rahmen des Friedensprozesses in PSNI=Police Service of Northern Ireland umbenannt, grundlegende Reformen stehen jedoch noch aus).

Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Personen jemals vor Gericht stehen werden, ist verschwindend gering. Das wusste Stevens von Anfang an. Er hat seine Rolle gespielt (14 Jahre sogenannter Ermittlungen und keine einzige erfolgreiche Strafverfolgung) und sagte den Medien, es liege nun an der Staatsanwaltschaft zu entscheiden, ob sie General Kerr und die anderen anklage.

Währenddessen entschied der britische Verteidigungsminister, den leisesten Verdacht eines drohenden Verfahrens abzuwenden. Einige Tage nach Steven's Bericht versetzte er General Kerr in den Mittleren Osten. Bis vor Kurzem hat General Kerr das Amt des Militärattaches der britischen Regierung in Peking bekleidet, eines der höchsten Ämter für einen britischen Soldaten.

Mit vorhersehbarer Arroganz wies ein Sprecher des britischen Verteidigungsministeriums jede Kritik an dieser Versetzung von sich: "General Kerr ist ein höherer Offizier und wir werden ihn dort einsetzen, wo wir es für richtig halten," sagte er.

Der Sprecher schob die Verantwortung John Stevens zu: "Wir sehen keine Relevanz der derzeitigen Versetzung für die Stevens-Untersuchung. Es wäre höchstens dann relevant, wenn die Polzei gefordert hätte, General Kerr müsse im Land bleiben. Diese Forderung wurde jedoch nicht erhoben."

"Diese Versetzung macht Kerr unangreifbar," sagte ein höherer Militär einer schottischen Zeitung. "Sie werden nicht zulassen, dass er aus seinen Kriegsoperationen abberufen wird, um eine Aussage bei der Polizei oder Staatsanwaltschaft zu machen. Kerr ist mit dieser Versetzung wieder auf seinen Füssen gelandet. Es zeigt, dass die gesamte Stevens-Untersuchung nichts als ein Weisswaschmanöver ist. Er wird niemals vor Gericht stehen.

Die Versetzung macht ihn unangreifbar. Sie beschützt damit seine Vorgesetzten in der Armee und die Politiker, die an der Macht waren, als die FRU ihre Aktivitäten in Ulster (Nordirland) durchführte, davor, jemals unangenehme Fragen beantworten zu müssen. Solche Fragen könnten leicht auftauchen, wenn er verhaftet oder angeklagt würde."

In den Hochzeiten der Kontroverse um "Collusion", den späten 1980ern und 1990ern war Kerr Leiter der Force Research Unit, einer der am besten geheimgehaltenen Einheiten der britischen Armee. Während dieser Zeit reorganisierte die britische Regierung die (pro-britischen) unionistischen Paramilitärs (im Norden Irlands), bewaffnete sie und setzte sie ein. Durch ein Netzwerk an Agenten, wählten Gordon Kerr und die FRU Opfer aus, stellten geheimdienstliche Informationen zur Verfügung und organisierten Auftragsmorde.

Unter dem Deckmantel des Krieges gegen die IRA kollaborierte der britische Staat mit Mord und Mordversuchen an unbewaffneten Republikanern, politischen Aktivisten, den Familien bekannter Republikaner und Sinn Fein Aktivisten, auch an Kindern und alten Leuten, katholischen Zivilisten und den Strafverteidigern Pat Finucane und Rosemarie Nelson.

Kerrs gewissenlose Methoden gingen über den Kreis derer hinaus aus, die der britische Staat zum Feind deklariert hatte. Ein Beispiel dafür, wie skrupellos General Kerr handelte, ist die Ermordung von Margaret Perry. Ein FRU-Agent innerhalb der IRA hatte den Verdacht, eine Frau, mit der er eine Beziehung unterhielt, hätte herausgefunden, dass er als Informant arbeitete.

Greg Burns fürchtete aufzufliegen und unterrichtete seine FRU-Kontakte, dass er und zwei seiner engen Freunde kompromittiert seien. FRU-Agenten wird für den Fall der Entdeckung eine neue Identität versprochen, aber Kerr verweigerte Hilfe und wies Burns an, damit selbst fertig zu werden.

Kerr war sich klar, was dies bedeutete. Burns würde Margaret Perry ermorden. Burns Freunde Aidan Starrs und Johnny Dignam lockten Margaret über die Grenze (in die Republik Irland) unter dem Vorwand, ihr Freund läge dort in einem Krankenhaus. Sie fuhren sie in ein Waldstück, würgten sie und schlugen sie tot. Ihre Leiche wurde im Juni 1992 entdeckt. Kurze Zeit später wurden Burns, Starr und Dignam von der IRA umgebracht.

Im Dezember 2002 wurde Kerr von Stevens Untersuchungsteam wegen des Mordes an dem Belfaster Strafverteidiger Pat Finucane vernommen. Im Anschluss an die Vernehmung deutete Stevens an, er habe genügend Beweise, um Kerr und andere anzuklagen. Aber bereits vor Kerrs Versetzung an den Golf glaubten nur wenige an seine Verurteilung.

"Diese Entwicklung zeigt klar, dass die [britische] Regierung Kerr nicht nur unterstützt, sondern ihn aktiv vor möglicher Verfolgung beschützt," sagte Michael Finucane, der Sohn des ermordeten Strafverteidigers Pat Finucane.

"Ich habe kein Vertrauen, dass die Untersuchungen von John Stevens überhaupt jemals eine erfolgreiche Anklage hervorbringen, sicher jedoch nicht gegen einen [britischen] Armeegeneral," sagte Michael, der inzwischen Verteidiger in Dublin ist.

"Die Umstände des Mordes an meinem Vater zeigen klar die Verwicklung der britischen Armee und der britischen Regierung in den Mord. Es ist klar, dass "Collusion" nie aufgehört hat, bis heute nicht. Die einzige Änderung ist, dass an die Stelle der geheimen Absprachen mit Loyalisten, die geheime Absprache zwichen britischer Armee und Regierung getreten ist, die damit sicherstellen, dass die Angelegenheit im Dunkeln bleibt."

Der Zynismus, den der britische Staat mit der Versetzung des General Kerr in den Mittleren Osten an den Tag legt, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Man nimmt an, dass eine der Aufgaben des Generals im Golf sein wird, nach Kriegsende Schlüsselpersonen des Saddam Regimes wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit zu verfolgen. Tony Blair und Maggie Thatcher, ein britischer Premier bleibt eben ein britischer Premier.

Save the Good Friday Agreement Coalition (Germany) unterstützt den Friedensprozess in Nordirland [ www.info-nordirland.de ]
c/o Dr. Uschi Grandel, Holzhaussiedlung 15, 84069 Schierling, Tel.: 0049.(0)9451.949859


Siehe auch:
* www.gfbv.it: www.gfbv.it/2c-stampa/1-00/18-1-dt.html | www.gfbv.it/2c-stampa/1-00/15-6-dt.html | www.gfbv.it/3dossier/vielfalt-dt.html#9 | www.gfbv.it/3dossier/eu-min/nordirl3.html | www.gfbv.it/3dossier/eu-min/nordirl.html | www.gfbv.it/3dossier/eu-min/nordirl1.html
* www: www.info-nordirland.de | www.irlnet.com/aprn/index.html

Letzte aktual.: 12.3.2004 | Copyright | Suchmaschine | URL: www.gfbv.it/3dossier/eu-min/nordirl2.html | XHTML 1.0 / CSS | WEBdesign, Info: M. di Vieste
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