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Auf Sulawesi droht Massenvertreibung von Christen durch radikal-islamische Laskar Jihad-Anhänger!
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Bozen, Göttingen, 5.12.2001

Militante Muslime der mit Osama bin Laden kooperierenden Organisation Laskar Jihad greifen seit dem 25. November mehrheitlich von Christen bewohnte Orte auf der indonesischen Insel Sulawesi an. Mindestens elf Menschen wurden seitdem in der Provinz Zentral-Sulawesi bei Kämpfen getötet. Schwer bewaffnete Laskar Jihad-Kämpfer haben mehr als 13.000 Christen aus sechs Dörfern vertrieben, Häuser und Kirchen mit Bulldozern niedergewalzt. Die Vertriebenen haben in der Stadt Tenena Zuflucht gesucht. Ihnen droht jetzt erneut die Vertreibung wie auch den rund 32.000 überwiegend christlichen Einwohnern der Stadt, denn Tenena ist seit dem 3. Dezember von den militanten Muslimen eingeschlossen. Beobachter bezeichnen die Lage als äußerst gespannt. Kirchenvertreter in Sulawesi warnen vor einem Massaker an den Christen.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) befürchtet, dass sich Christen - ähnlich wie auf den Molukken - mit nicht minder schweren Menschenrechtsverletzungen revanchieren werden. "So wird auch auf Sulawesi ein Kreislauf der Gewalt entstehen, der nur schwer zu durchbrechen ist", warnt der GfbV-Asienexperte Ulrich Delius. "Das Transmigrationsprogramm der indonesischen Regierung - das heißt die systematische und gewaltsame Änderung der Bevölkerungsstruktur durch die Umsiedlung von landlosen Bauern in andere Landesteile seit 1969 - ist eine Zeitbombe, die jetzt zu explodieren droht."

Zum Hintergrund
Seit Januar 1999 gibt es in der vor allem von Christen bewohnten Region von Poso, der größten Stadt in Zentral-Sulawesi, immer wieder Kämpfe zwischen Christen und Muslimen. Mindestens 1.000 Menschen starben bislang bei den Auseinandersetzungen, mehr als 7.000 Häuser wurden zerstört. Rund 13 Millionen Menschen leben auf der 190.000 Quadratkilometer großen Insel, die in die vier Provinzen Nord-, Zentral-, Süd- und Südost-Sulawesi aufgeteilt ist. Das Zentrum ist reich an Mineralien, vor allem an Nickel.

Auf Sulawesi tobt kein Glaubenskrieg. Den Konflikten liegen sehr komplexe ethnische, politische, soziale und religöse Ursachen zugrunde. Seit Jahren ist die Lage zwischen den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen auf Sulawesi sehr gespannt, denn dorthin wurden von der indonesischen Regierung Hunderttausende Bewohner dichter bevölkerter Inseln angesiedelt. Auch auf den Molukken trug diese Transmigrationspolitik entscheidend zu einer Eskalation der ethnischen Spannungen bei. Mehr als acht Millionen Menschen von den Inseln Java und Sumatra ließen sich bisher in den Randgebieten des indonesischen Herrschaftsbereiches nieder.

Mit diesem Transmigrationsprogramm macht die indonesische Regierung die auf den verschiedenen Inseln ursprünglich dominierenden Volksgruppen zur Minderheit im eigenen Land. Deshalb protestiert auch in Sulawesi die christliche Bevölkerung gegen die Ansiedlung von immer mehr Muslimen. Hohe Arbeitslosigkeit, jahrzehntelange Vernachlässigung durch die Zentralregierung und fehlende Selbstverwaltung sind weitere Gründe, die die Unzufriedenheit anheizten. So gleicht Sulawesi heute einem Pulverfass. Mit der Einmischung der radikal-islamischen Organisation Laskar Jihad ist eine weitere Eskalation zu befürchten. Hunderte ihrer Kämpfer sind seit September 2001 von den benachbarten Molukken in Sulawesi eingereist.

Im Frühjahr 2.000 waren Laskar Jihad-Kämpfer von den mehr als tausend Kilometer entfernten Inseln Java und Sumatra auf die Molukken gekommen. Sie hatten zum "Heiligen Krieg" gegen Christen auf dieser Inselgruppe aufgerufen. Mit dem Appell wollte Laskar Jihad nach eigenen Angaben bedrängte Muslime unterstützen. Tatsächlich begannen die militanten Muslime jedoch mit der Massenvertreibung von Christen. Laskar Jihad war für die Eskalation der seit Januar 1999 andauernden Konflikte zwischen Christen und Muslimen auf den Molukken verantwortlich. Systematisch wurden nahezu alle Christen-Dörfer im Süden der Molukken überfallen. 500.000 Menschen flohen vor den Kämpfen, 9.000 wurden bei Überfällen oder bei Kämpfen zwischen Christen und Muslimen getötet.

Die ehemals christlichen Dörfer werden heute von Laskar Jihad-Kämpfern verwaltet, Christen wird der Zugang und die Wiederansiedlung verweigert. Auch auf Sulawesi errichteten die Laskar Jihad-Kämpfer inzwischen Straßensperren. Unter Postern von Osama Bin Laden werden alle Fahrzeuge kontrolliert, Christen werden in ihrer Bewegungsfreiheit massiv eingeschränkt.

Laskar Jihad wird wie auch anderen radikal-islamischen Organisationen in Indonesien nachgesagt, das sie von Kreisen um den ehemaligen Diktator Suharto unterstützt werden, um die weitere Demokratisierung des Landes zu verhindern. Tatsächlich führen die Kämpfe auf den Molukken, in Sulawesi und Kalimantan (Borneo) zu einer tiefgreifenden Destabilisierung der Demokratie in Indonesien. Armee und Polizei sind weder Willens noch in der Lage, die Sicherheit der Bürger zu garantieren. Immer wieder nehmen auch auf Sulawesi Polizisten und Soldaten Partei für die angreifenden militanten Muslime und schauen tatenlos zu, wenn unbewaffnete Dorfbewohner umgebracht werden.


Siehe auch:
Linkwww.gfbv.it/2c-stampa/01-3/011112de.htmlLinkwww.gfbv.it/2c-stampa/2-00/28-8-dt.html
Linkwww.gfbv.it/3dossier/asia/westpapua.htmlLinkwww.gfbv.it/3dossier/timor-dt.html
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