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Unabhängigkeit Osttimors am 19. Mai
Opfer des Völkermordes in Osttimor warten vergeblich auf Gerechtigkeit
Gesellschaft für bedrohte Völker Logo
Bozen, Göttingen, 17.5.2002

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am Freitag der internationalen Staatengemeinschaft vorgeworfen, eine glaubwürdige juristische Aufarbeitung des Völkermordes Indonesiens in Osttimor zu verhindern. Statt sich für ein Internationales Tribunal zur Bestrafung der Verantwortlichen der Vertreibung von 500.000 Osttimoresen und der Massaker im Sommer1999 einzusetzen, begnüge man sich mit der symbolischen Bestrafung einzelner Täter durch die indonesische Justiz. Im Herbst 1999 habe man Osttimor die Mittel verweigert, um wirksam Beweise für eine Bestrafung der Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu sichern. Seither werde auf internationaler Ebene alles getan, um die Forderung von Menschenrechtlern aus aller Welt nach einem Internationalen Tribunal ins Leere laufen zu lassen.

Das indonesische Ad hoc-Tribunal, vor dem sich seit Mitte März 2002 niedere Ränge der indonesischen Armee wegen Verbrechen verantworten müssen, habe nur Feigenblatt-Funktion. Fälschlich erwecke das Tribunal den Eindruck, die indonesische Armee habe bei der Eindämmung eines drohenden Bürgerkrieges in Osttimor im Sommer 1999 versagt. Tatsächlich ordneten führende indonesische Politiker und Militärs die Massenvertreibung und Zerstörung des Landes an. "Es ist ungeheuerlich, dass der Hauptverantwortliche des Völkermordes, der damalige indonesische Verteidigungsminister General Wiranto, juristisch nicht zur Verantwortung gezogen wird und sich öffentlich als Präsidentschaftskandidat empfielt," kritisierte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. "Die GfbV begrüßt die großzügige internationale Hilfe für den Wiederaufbau, doch ohne eine glaubwürdige juristische Aufarbeitung des Völkermordes werde der Aufbau eines demokratischen Staates erschwert," warnte Delius.

"Die Unabhängigkeit Osttimors ist ein Triumph für die Menschenrechte und die weltweite Bekämpfung des Völkermordes," erklärte die Menschenrechtsorganisation. Doch die internationale Staatengemeinschaft könne dies nur sehr begrenzt als eigenen Erfolg verbuchen. So sei es befremdend, wenn der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan, in einem Beitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (14.5.02) triumphierend erklärt, selten habe die Welt mit "derartiger Entschlossenheit und Schnelligkeit zusammengefunden, um die Selbstbestimmung eines Volkes sicherzustellen." Monatelang ignorierten Regierungen in aller Welt im Frühjahr/Sommer 1999 die Warnungen von Menschenrechtlern vor einer Eskalation der Gewalt. Erst 500.000 Menschen mußten vertrieben werden, bevor Friedenstruppen geschickt wurden. Fast 20 Jahre lang wurden die Genozidverbrechen aus wirtschaftlichen und politischen Gründen weitgehend tabuisiert. Damals rechtfertigten in Deutschland Regierungen aller im Bundestag vertretenen Parteien trotz des Völkermordes deutsche Rüstungslieferungen an Indonesien. Noch massiver war die USA in den Genozid verstrickt: Nach Freigabe bislang geheimer US-Dokumente besteht heute kein Zweifel mehr daran, dass die US-Regierung vor der indonesischen Invasion 1975 über den bevorstehenden Einmarsch informiert wurde und ihre Zustimmung gab. Schon wenige Wochen später waren 60.000 Osttimoresen zu Tode gekommen. Insgesamt fielen mehr als 200.000 Osttimoresen den Völkermordverbrechen Indonesiens zum Opfer.


Siehe auch:
Linkwww.gfbv.it/2c-stampa/01-2/010828ade.htmlLinkwww.gfbv.it/2c-stampa/2-00/28-8-dt.html
Linkwww.gfbv.it/3dossier/timor-dt.html
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