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15. Halabja-Gedenktag (16. März)

Deutschland ist in der Pflicht: Überlebende Giftgasopfer im Nordirak in Schutz nehmen!

Bozen, Göttingen, 14. März 2003

Die Opfer des irakisches Giftgasangriff 1988 auf die kurdische Stadt Halabja.Zum 15. Gedenktag für die 5.000 Opfer der Giftgasangriffe in der irakisch-kurdischen Stadt Halabja (16. März 1988) hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die Bundesregierung daran erinnert, dass deutsche Firmen erhebliche Mitschuld für den qualvollen Tod dieser Kinder, Frauen und Männer tragen. "Es ist selbstverständliche Pflicht Deutschlands, jetzt an der Seite der überlebenden Opfer zu stehen", erklärte der GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch am Freitag. "Wenn dieser Krieg jetzt von Deutschland und anderen Ländern nicht mehr verhindert werden kann, muss die Bundesregierung dringend die kurdische Zivilbevölkerung im autonomen Nordirak vor neuen Giftgasangriffen schützen." Der Menschenrechtler forderte, dass sofort Gasmasken und Medikamente zur Behandlung von Giftgasopfern in die gefährdeten Gebiete gebracht werden. "Es ist unerträglich, dass im Kriegsfall nur die angreifenden amerikanischen Truppen, nicht aber die kurdischen und assyrischen Zivilisten über Gasmasken verfügen werden."

Mindestens 60 deutsche Firmen hatten sich am Aufbau der irakischen Giftgasindustrie beteiligt, unter ihnen die beiden hessischen Unternehmen Karl Kolb GmbH und Pilot Plant, die vor allem den Aufbau der Giftgasanlagen im irakischen Samarra vorangetrieben hatten. Die GfbV hatte diese Firmen bereits im April 1987 öffentlich beschuldigt, für die Vernichtung von Tausenden Kurden und christlichen Assyrern Verantwortung zu tragen. Das Bonner Landgericht hatte der GfbV bei einer Androhung von zweimal 500.000 DM Bußgeld am 4. August 1987 untersagt, diese Beschuldigungen zu wiederholen. Das Kölner Oberlandesgericht hatte diesen Richterspruch im 11. Januar 1988 aufgehoben.

Die internationale Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hatte gemeinsam mit kurdischen Menschenrechtlern vier Millionen Dokumente des Saddam Hussein-Regimes durchgesehen, die von kurdischen Freiheitskämpfern erbeutetet worden waren. Diesen Dokumenten zufolge hatte Ali Hassan Al- Majid, der Cousin des irakischen Diktators, 1986 bis 1988 die von Giftgasbombardements begleitete so genannte Anfal-Offensive gegen die kurdische Bevölkerung durchgeführt. Die Giftgasangriffe seien so furchtbar gewesen, notierte ein Report der Vereinten Nationen, "und von so gewaltigem Umfang, dass nur wenige Präzedenzfälle seit dem Zweiten Weltkrieg zu finden sind". Überlebende Opfer in den kurdischen Siedlungen wurden liquidiert. Hunderttausende von kurdischen und assyrischen Zivilisten wurden ins Innere des Landes getrieben, viele zehntausend von ihnen bei Massenerschießungen hingerichtet. Nach kurdischen Angaben, aber auch nach Schätzungen der GfbV und anderer Menschenrechtsorganisationen liegt die Zahl der "Anfal"-Toten bei 180.000. Nach der Niederschlagung des von George Bush sen. ausgelösten Kurdenaufstandes im Frühjahr 1991 gestand Ali Hassan Al-Majid den kurdischen Unterhändlern allerdings ein, er hätte mit seiner Offensive 100.000 Kurden vernichtet. Mehr seien es nicht gewesen.

Siehe auch Dokumentation: "Saddam Hussein - die Zahl der Opfer hat die erste Million überschritten"


Siehe auch:
* www.gfbv.it: www.gfbv.it/2c-stampa/03-1/030228de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/02-1/020315de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/1-01/15-3-dt.html | www.gfbv.it/2c-stampa/02-1/020221de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/03-1/030128de-dok.html
* www: www.unhcr.de | www.un.org | www.iccnow.org

Letzte Aktual.: 14.3.2003 | Copyright | Suchmaschine | URL: www.gfbv.it/2c-stampa/03-1/030314ade.html | XHTML 1.0 | WEBdesign, Info: M. di Vieste
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