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Weltkindertag (20.9.)

Afghanistan: Trotz internationaler Hilfe wird Lage der Kinder immer schlechter

Bozen, Göttingen, 19. September 2008

Strassenszene in Afghanistan. Foto: Michael Pohly. Strassenszene in Afghanistan. Foto: Michael Pohly.

Zum Weltkindertag hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Freitag auf die dramatische Lage der Kinder in Afghanistan hingewiesen. Angesichts von Gewalt, Menschenrechtsverletzungen und immer größerer Verelendung sei die Lage der Kinder in keinem Land Asiens so schlimm wie in Afghanistan. "Trotz Wiederaufbauprogrammen und massiver internationaler Hilfe geht es den afghanischen Kindern seit dem Sturz der Taliban schlechter als je zuvor", berichtete der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. "Hohe Kindersterblichkeit, Mangelernährung, niedergebrannte Schulen, Kinderhandel, Vergewaltigungen, Prostitution, Kinderarbeit, Zwangs- und Schuldehen sowie Bombenangriffe kennzeichnen das Leben von Millionen Kindern am Hindukusch."

Wie schwer sich die internationale Gemeinschaft mit dem viel beschworenen Wiederaufbau Afghanistans tue, werde auch durch die zunehmende Verarmung der Kinder deutlich. Dazu würden auch die mangelnde Abstimmung und Effektivität internationaler Hilfsbemühungen beitragen. "Es ist ein Skandal, dass trotz der großen internationalen Truppenpräsenz und politischen Bedeutung Afghanistans dort die Zukunft der Kinder immer düsterer und hoffnungsloser aussieht", erklärte Delius. So drohe bis zu einer Million unterversorgter Kinder im bevorstehenden Winter der Tod, weil sie aufgrund zunehmender Gewalt nicht mit humanitärer Hilfe versorgt werden könnten. Die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft würden so als erste Opfer der schlechten Regierungsführung des Karzai- Regimes.

Doch auch die Spendenbereitschaft der internationalen Gemeinschaft gehe dramatisch zurück. So hätten die Vereinten Nationen angesichts der Verelendung von immer mehr Afghanen und wachsender Nahrungsmittelknappheit humanitäre Hilfe in Höhe von 282 Millionen Euro angefordert. Bislang sei jedoch nur ein Fünftel dieser Hilfe zugesagt worden, obwohl sie so dringend gebraucht werde, kritisierte Delius. Die medizinische Versorgung der Bevölkerung in Afghanistan sei so schlecht, dass dort alle 28 Minuten eine Mutter bei der Geburt ihres Kindes sterbe. Allein im Jahr 2007 konnten aufgrund zunehmender Gewalt 400.000 Menschen nicht regelmäßig medizinisch betreut werden. Jedes fünfte Kind komme vor Erreichen des fünften Lebensjahres zu Tode. Weil Schulen Angriffsziele der Taliban seien und Lehrer gezielt ermordet werden, um den Schulbetrieb zu behindern, könnten mindestens zwei Millionen Grundschulkinder nicht am Unterricht teilnehmen. 220 Schüler und Lehrer seien bei 236 Übergriffen auf Schulen im vergangenen Jahr getötet worden.

Rund 35 Prozent der Afghanen hätten heute nicht genug zum Essen und seien von internationaler Hilfe abhängig. 54 Prozent der Kinder seien chronisch mangelernährt. Doch Hilfe zu leisten werde immer gefährlicher. Rund 30 Mitarbeiter von Hilfsorganisationen seien seit Januar 2008 bei 117 Überfällen auf Hilfstransporte getötet worden. Viele Eltern seien so verzweifelt, dass sie ihre Kinder verkauften oder minderjährig in Ehen zwingen würden, um Kredite abzubezahlen.