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Algerien: Warnung vor mehr Gewalt in Algerien

"Schwarzer Frühling" des Jahres 2001 darf sich nicht wiederholen - Tod von 127 Demonstranten noch immer ungeklärt

Bozen, Göttingen, 13. Februar 2011

Algerische Demonstranten fordern Einhaltung der Menschenrechte in ihrem Land. Foto: marcovdz/flickr.com. Algerische Demonstranten fordern Einhaltung der Menschenrechte in ihrem Land. Foto: marcovdz/flickr.com.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat vor einer Welle neuer politisch motivierter Gewalt in Algerien gewarnt. "Algerien drohen bürgerkriegsähnliche Zustände, wenn das Bouteflika-Regime weiterhin nur auf Einschüchterung und Gewalt setzt, um die aufbegehrende Bevölkerung niederzuhalten", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Sonntag in Göttingen. "Der "Schwarze Frühling" des Jahres 2001 darf sich nicht wiederholen. Damals wurden 127 Angehörige des Volkes der Kabylen bei Demonstrationen von Sicherheitskräften getötet und die internationale Staatengemeinschaft schaute wortlos zu." Mit Knüppelhieben, willkürlichen Verhaftungen und der Abriegelung ganzer Stadtviertel durch mehr als 30.000 Polizisten hatten algerische Sicherheitskräfte am Samstag verbotene Demonstrationen von Regimegegnern in Algier und weiteren Städten des Landes zerschlagen.

"Zehn Jahre lang hat Europa zum "Schwarzen Frühling" und zu den anhaltenden Menschenrechtsverletzungen in Algerien geschwiegen. Stattdessen hat man mit der autoritären Führung des nordafrikanischen Staates Geschäfte gemacht und sie als Partner im Kampf gegen den Terror umworben", sagte Delius. So sprach Präsident Abdelaziz Bouteflika im Dezember 2010 mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin über den Ausbau der Sonnenenergie, afrikanische Flüchtlinge und über Rüstungslieferungen Deutschlands. Menschenrechte spielten weder damals eine Rolle noch bei dem Algerien-Besuch der Bundeskanzlerin im Sommer 2008. "Nun ist es Zeit, endlich auf die Einhaltung grundlegender Menschenrechte und auf ein Ende der Straflosigkeit in Algerien zu drängen, um eine Eskalation der Gewalt zu verhindern."

Zehn Jahre nach dem "Schwarzen Frühling" ist noch immer niemand für den gewaltsamen Tod der 127 kabylischen Demonstranten zur Rechenschaft gezogen worden. Begonnen hatte damals die blutige Niederschlagung der Proteste der Kabylen mit der Tötung des Gymnasiasten Massinissa Guermah, dessen Körper am 18. April 2001 von Polizisten mit Feuer aus Maschi-nenpistolen durchsiebt wurde. In den folgenden elf Monaten starben bei Protesten von meist jungen Kabylen gegen die Unterdrückung ihrer Kultur und grundlegender Rechte weitere 126 Angehörige der Minderheit. Mehr als 5.000 Menschen wurden verletzt.

Die mehr als zehn Millionen nicht-arabischen Kabylen sind die Ureinwohner Algeriens und fordern seit der Unabhängigkeit des Landes mehr kulturelle Rechte und Autonomie. Seit dem "Berber-Frühling" des Jahres 1980 gelten sie als der Motor der Demokratiebewegung Algeriens.