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Mali: Neun Monate nach Beginn der französischen Militärintervention

Mehr als 500.000 Flüchtlinge aus dem Norden von Mali können noch immer nicht zurückkehren

Bozen, Göttingen, 10. September 2013

Flüchtlinge aus Mali, im Flüchtlingslager von Goudebou in Burkina Faso. Foto: EC/ECHO/Anouk Delafortrie. Flüchtlinge aus Mali, im Flüchtlingslager von Goudebou in Burkina Faso. Foto: EC/ECHO/Anouk Delafortrie.

Neun Monate nach dem Beginn der französischen Militärintervention in Mali warten noch immer 510.000 Flüchtlinge auf mehr Sicherheit, um in ihre Heimatorte im Norden des Landes zurückkehren zu können. Auf das Schicksal dieser vergessenen Kriegs-Flüchtlinge machte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Dienstag aufmerksam. "Noch ist nicht absehbar, wann Nord-Mali vor neuen Angriffen islamistischer Extremisten so sicher ist, dass für Rückkehrer dort keine Gefahr mehr besteht", berichtete der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "Dringend brauchen die Flüchtlinge mehr humanitäre Unterstützung, da viele Hilfsprogramme nur ungenügend vom Ausland unterstützt werden."

Die Menschenrechtsorganisation kritisierte das Missverhältnis zwischen den Ausgaben für die französische Militärintervention und den Aufwendungen für humanitäre Hilfe für die Kriegsflüchtlinge. Die am 11. Januar 2013 begonnene Operation Serval wird Frankreich bis zum Jahresende mehr als 400 Millionen Euro kosten. Nach Schätzungen des französischen Generalstabs fallen für jeden in Mali im Einsatz befindlichen französischen Soldaten jährlich Kosten in Höhe von 100.000 Euro an. Der gesamte Bedarf Malis an humanitärer Hilfe wird von den Vereinten Nationen auf 359 Millionen Euro beziffert. "Doch bislang sind davon leider nur 34 Prozent durch Zusagen von Geldgebern gedeckt", kritisierte Delius.

Rund 334.000 Kriegsflüchtlinge aus Nord-Mali leben zurzeit als Binnenflüchtlinge im Süden des Landes. Weitere 75.000 Tuareg und Angehörige anderer ethnischer Gruppen sind ins benachbarte Mauretanien und jeweils 50.000 nach Niger und Burkina Faso geflohen. Rund 1.500 Malier suchten in Algerien Schutz. "Im Schatten der Syrien-Krise redet niemand mehr von diesen Flüchtlingen", sagte Delius. In Befragungen gaben 80 Prozent von ihnen an, in ihre Heimatorte zurückkehren zu wollen. Doch mindestens 60 Prozent der im Süden Malis lebenden Binnenflüchtlinge wollen frühestens nächstes Jahr eine Rückkehr wagen.

Die Flüchtlinge haben nur wenig Einfluss auf die Entwicklung in ihrer Heimat. So konnten nur 4.000 Flüchtlinge an den Präsidentschaftswahlen in Mali im August 2013 teilnehmen. Noch immer haben die Behörden enorme Probleme, wieder eine funktionsfähige Verwaltung im Norden des Landes aufzubauen. Selbst Beamte zögern angesichts der unklaren Sicherheitslage, dorthin zurückzukehren. Um sie doch dazu zu bewegen hat Frankreich finanzielle Anreize versprochen und dafür 750.000 Euro zur Verfügung gestellt. Frankreich musste auch erneut den Abzug weiterer Soldaten verschieben, da nicht gesichert ist, dass die UN-Friedenstruppe MINUSMA die Sicherheit garantieren kann.