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Newsletter Nr. 4/2003 der Gesellschaft für bedrohte Völker

1. Seenomaden Südostasiens kämpfen um ihre Identität
2. Adivasi: Gerechtigkeit für die Urbevölkerung Indiens
3. Landrechte für Batwa-Pygmäen in Ruanda
4. Massaker an den Fur im Sudan endlich stoppen!

Bozen, Göttingen, 28. April 2003

INDEX
1. Seenomaden Südostasiens kämpfen um ihre Identität | 2. Adivasi: Gerechtigkeit für die Urbevölkerung Indiens | 3. Landrechte für Batwa-Pygmäen in Ruanda | Massaker an den Fur im Sudan endlich stoppen!

1. Seenomaden Südostasiens kämpfen um ihre Identität

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Sie nennen sich Chao Lay oder Orang Laut, Menschen des Meeres. Sie sind Seenomaden, vor den Küsten Südostasiens zu Hause und kämpfen von der Weltöffentlichkeit kaum beachtet um ihre Identität. Moken, Moklen, Uruk Lawai und Sama Bajos -so heißen die verschiedenen ethnischen Gruppen- teilen ein gemeinsames trauriges Schicksal, denn wo sie auch hinkom- men, sie sind überall unerwünscht und werden vertrieben. Die industrielle Entwicklung zerstört ihre Lebensräume, verschmutzt das Meer, zerstört die Korallenriffe. Ihre Lebensweise und Kultur sind bedroht.

Die Moken gehören zu diesen letzten Seenomaden Südostasiens, die noch ihren traditionellen Lebensstil pflegen. Aber auch für sie wird es immer schwerer, nur vom Wasser zu leben. Koreanische und japanische Fischfangflotten fischen mit industriellen Methoden die Meere leer, immer mehr Mangrovenwälder und vormals unzugängliche Küsten werden für den Tourismus und die Industrieansiedlung erschlossen. Die Moken, die bei den Surin Inseln im Süden Thailands leben, werden nicht als thailändische Staatsbürger anerkannt. Daher dürfen sie kein Land besitzen oder keine öffentlichen Schulen besuchen, können weder die sozialen Leistungen des Staates in Anspruch nehmen, noch haben sie Zugang zum Arbeitsmarkt. Selbst in dem Nationalpark, in dem sie leben, können sie offiziell nicht angestellt werden. Zudem ist ihnen der Fischfang dort verboten und dadurch die wichtigste Lebensgrundlage entzogen worden. Ohne Ausweispapiere wagen die Seenomaden es kaum, an Land zu gehen, aus Angst aufgrund ihrer Lebensweise schikaniert und belästigt zu werden.

Bitte schicken Sie Ihre Protest- email an den Innenminister Thailands Wan Muhamad Noor Matha und bitten Sie ihn, die Seenomaden als thailändische Staatsbürger anzuerkennen, damit sie ihre Lebenssituation verbessern können, ohne ihre Kultur aufgeben zu müssen.

E-Mail: webteam@moi.go.th (Office of the Permanent Secretary for Interior)

Dear Minister,
I am very concerned about the situation of the sea nomads whose lifestyle and culture is threatened by the developing of industries and the influence of tourism. Their live has changed because of large commercial fishing boats which swept away marine resources. As the Moken are denied identitiy cards, they dread civil harassment when they go onshore. Their stateless status prevents them from using public services, from being employed officially by the National Park and from travelling to many areas. With ID cards, they could get secure jobs and state-budgeted social rights. I am calling upon your government to accept that the Moken are Thai people with a distinctive lifestyle and to grant them citizenship so that the Moken receive the basic rights they deserve.
Yours sincerely,

Übersetzung:
Sehr geehrter Herr Minister,
ich bin sehr besorgt über die Situation der Seenomaden deren Lebensweise und Kultur durch die Zunahme von Industrieansiedlungen und den Einfluss des Tourismus bedroht sind. Ihr Leben hat sich verändert, denn große kommerzielle Fischerboote fischen die Meere leer. Weil den Moken die Ausstellung von Ausweispapieren verweigert wird, müssen sie Bedrohungen fürchten, wenn sie an Land gehen. Ihre Staatenlosigkeit verhindert, dass sie öffentliche Leistungen in Anspruch nehmen können. Sie können nicht offiziell beim Nationalpark angestellt werden und in vielen Gegenden ist ihnen das Reisen untersagt. Mit Ausweisen könnten sie sichere Jobs und staatlich finanzierte Sozialleistungen bekommen. Ich fordere ihre Regierung auf, zu akzeptieren, dass auch die Moken Bürger Thailands mit einem besonderen Lebensstil sind. Bitte garantieren Sie den Moken die thailändische Staatsbürgerschaft, damit ihnen die Rechte zuge- sprochen werden, die ihnen zustehen.


2. Adivasi: Gerechtigkeit für die Urbevölkerung Indiens

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Am 19. Februar 2003 wurde im Waynad Wild Life Sanctuary in Muthanga, im Bundesstaat Kerala ein schreckliches Massaker an friedlich demonstrierenden Adivasi-Ureinwohnern verübt. Rund 1100 landlose Familien hatten das Naturschutzgebiet besetzt und äußerten so ihren Protest gegen das Versagen der Regierung, eine Verein- barung aus dem Jahr 2001 umzusetzen, der zufolge jedem landlosen Adivasi fünf Morgen Land zugesprochen werden sollen. Dies ist aber bisher nicht geschehen. Die Polizei ging brutal gegen die unbewaffneten Demonstranten vor. Es kam zu schweren Menschenrechtsverletzungen. Sogar schwangere Frauen und Kinder wurden verletzt. Mindestens 20 Adivasi kamen ums Leben. Aus Angst vor den Übergriffen flohen viele Verletzte in die umliegenden Wälder.

Dieser Vorfall, der in der Weltöffentlichkeit großes Aufsehen erregte, spiegelt die Lebenssituation der Adivasi in Indien wieder. Sie gehören zu Indiens ethnischen Minderheiten, die im Gesellschaftssystem ebenso wie die "Unberührbaren" auf unterster Stufe stehen. Ihre grundlegenden Rechte werden verletzt und ihre Situation als unterdrückte Minderheit bleibt oft unbeachtet. Bitte setzen Sie sich für eine Bestrafung der für das Massaker Verantwortlichen ein und für ein Ende Gewaltanwendung der Polizei in Konflikten mit der Urbevölkerung.

Bitte schicken sie ihre Protest-Email an den obersten Minister des Bundesstaates Kerala Shri A.K. Antony und fordern Sie Gerechtigkeit für die Adivasi.

Email: chiefminister@kerala.gov.in oder cmkerala@vsnl.net

Dear Minister,
I was shocked when I learned about the assassination of at least 20 unarmed and peaceful Adivasi by the police in Muthanga. The 1100 families were poor and landless people who had occupied the cleared Waynad Wild Life sanctuary to protest against the failure of your government to apply the agreement of 2001. In this agreement it was stated that five acres of land should be given to every landless Adivasi. The police put the protest down in a most brutal and inhuman way. I urge you to order a juridical probe of the incident as the ones who are responsible for the massacre must be taken to court. I am calling upon your government to help improving the situation of the Adivasis as a supressed minority in India, to guarantee them their rights and to ensure that the police refrains from violance in conflicts with Adivasi.
Yours sincerely,

Übersetzung:
Sehr geehrter Herr Minister,
ich war sehr schockiert, als ich erfuhr, dass die Polizei in Muthanga mindestens 20 unbewaffnete, friedlich protestierende Adivasi getötet hat. Die Angehörigen der 1100 Familien waren arme und landlose Adivasi. Sie hatten das Waynad Naturschutzgebiet besetzt, um dagegen zu protestieren, dass Ihre Regierung die Vereinbarung aus dem Jahr 2001 nicht umgesetzt hat. In dieser Vereinbarung wird festgehalten, das jedem landlosen Adivasi fünf Morgen Land zugesprochen werden.Die Polizei hat diesen Protest auf brutalste, unmenschliche Weise niedergeschlagen. Ich bitte Sie eindringlich, ein gerichtliches Tribunal anzuordern, damit die für das Massaker Verantwortlichen vor Gericht gebracht werden. Ich fordere Ihre Regierung auf, sich für die Verbesserung der Lebenssituation der Adivasi einzusetzen, ihnen ihre Rechte zu garantieren und sicherzustellen, dass die Polizei in Konflikten mit den Adivasi von Gewaltanwendung absieht.


3. Landrechte für Batwa-Pygmäen in Ruanda

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Die Batwa gelten als die ersten Bewohner Ruandas. Traditionell lebten sie als Jäger und Sammler in den Wäldern des Landes. Sie wurden über die Jahrhunderte hinweg enteignet und immer weiter zurückgedrängt, ihre Wälder wurden zerstört. Sie wurden weder entschädigt, noch bekamen sie neues Land, so dass sie immer mehr verelendeten. Vor zehn Jahren lebten noch 60.000 Batwa in Ruanda. Seitdem ihre Anzahl um die Hälfte zurückgegangen, so dass heute nur noch 30.000 der acht Millionen Bürger Ruandas der Urbevölkerung angehören. Im gleichen Zeitraum nahm die Gesamtbevölkerung des Landes um 50 Prozent zu. Während des Genozids 1994 und des darauf folgenden Krieges starben ungefähr 30 Prozent der ruandischen Batwa.

Nach dem Völkermord weigerte sich die Regierung, die Batwa als eine marginalisierte und diskriminierte Gruppe anzuerkennen. Deshalb werden sie von Regierungsprogrammen zur Sozialfürsorge, Entwicklungshilfe und gesundheitlichen Grundversorgung ausgeschlossen. Fast alle Batwa sind landlos. Die aktuelle Landnutzungspolitik der Regierung soll die große Farmergemeinde unterstützen, um die landwirtschaftliche Produktivität zu steigern. Auf die Bedürfnisse der Batwa wird keine Rücksicht genommen. Es ist wichtig, dass den Batwa Land zugesprochen wird, damit sie ihre Werte und kulturellen Traditionen beibehalten können und dass es Mechanismen gibt, die helfen, Enteignungen in Zukunft zu verhindern. Sie müssen in die Förderprogramme der Regierung integriert werden. Ausbildung, eine medizinische Grundversorgung, Unterkunft und Zugang zu sauberem Trinkwasser müssen gewährleistet werden.

Bitte schicken Sie unsere Protest- email an den Präsidenten von Ruanda und fordern Sie, dass die nationalen Landrechte zugunsten der Batwa angewandt werden. Fordern Sie den Präsidenten auf, sich für die Verbesserung der Lebenssituation der Batwa einzusetzen.

Email: presirep@rwanda1.com

Dear Mr President,
I am very concerned about the situation of the Batwa, the smallest ethnic group in your country. I am calling upon your government to secure their right to equality and to non- discrimination in law and practice. The Rwandan government must ensure that the land rights issues faced by the Batwa are adressed effectively through the implementation of the new national land laws. Land belonging to Batwa men and women must be demarcated, registered and monitored so that the Batwa will not be dispossessed in the future. Past displacements should be compensated. Furthermore, I am urging the Rwandan government to help improving the health and education situation of the Batwa communities. The Batwa themselves should be able to participate in special programmes which help to improve their living.
Yours sincerely,

Übersetzung:
Sehr geehrter Herr Präsident,
ich bin sehr besorgt über die Situation der Batwa, der kleinsten ethnischen Minderheit in Ihrem Land. Ich rufe Ihre Regierung dazu auf, die Rechte der Batwa auf Gleichbe- rechtigung in Gesetz und Praxis umzusetzen und Diskriminierungen zu vermeiden. Die ruandische Regierung muss sicherstellen, dass die Landrecht- Angelegenheiten der Batwa auf effektive Weise behandelt werden und die neuen nationalen Landrechte zugunsten der Batwa implementiert werden. Land, das den Batwa gehört, muss markiert, registriert und überwacht werden, damit es in Zukunft nicht wieder zu Enteignungen der Batwa kommt. Enteignungen aus der Vergangenheit müssen entschädigt werden. Weiterhin fordere ich, dass sich die ruandische Regierung für die Verbesserung der gesundheitlichen und schulischen Situation in den Batwa- Gemeinden einsetzt. Dabei sollen die Batwa selbst an speziellen Programmen teilnehmen, die helfen ihre Situation zu verbessern.


4. Frankreich soll sich für Verbesserung der Menschenrechtslage im Sudan einsetzen! Massaker an den Fur endlich stoppen!

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Seit Jahren bemüht sich die französische Regierung, Menschenrechtsverletzungen im Sudan herunterzuspielen und das menschenverachtende Regime in Khartum international zu rehabilitieren. Der französische Sonderweg löste bereits viel Streit in der EU um eine gemeinsame Afrika-Politik aus.

Dabei hat sich trotz Friedensverhandlungen zwischen Nord- und Südsudanesen die Lage der Menschenrechte in Afrikas größtem Staat nicht grundlegend gebessert. In den letzten Monaten litten vor allem die im Westen des Landes lebenden Fur unter Übergriffen der sudanesischen Armee und verbündeter Milizen. Arabische Volksgruppen werden von den Behörden dazu ermuntert, afrikanische Indigene wie die Fur anzugreifen und zu vertreiben. Die sudanesische Regierung heizt diese Konflikte noch weiter an, indem sie den Haß der ethnischen Gruppen untereinander schürt. Die Abgelegenheit der Gegend und die damit verbundene Abwesenheit von Menschenrechtsbeobachtern werden ausgenutzt, um eigene Machtinteressen auf grausame Weise durchzusetzen. Allein zwischen Oktober 2002 und Januar 2003 wurden 109 Fur getötet, über 100 weitere verletzt, viele Frauen wurden vergewaltigt, Tausende Häuser wurden niedergebrannt und die Menschen mussten fliehen.

Bitte schicken Sie eine Protest-Email an die sudanesische Regierung und fordern Sie, dass die schweren Menschenrechtsverletzungen an den Fur und anderen ethnischen Minderheiten in der Darfur- Region sofort gestoppt werden. Die Regierung muss davon absehen, die ethnischen Konflikte in Darfur weiter zu schüren und ethnische Säuberungen zu unterstützen. Familien, die Angehörige während der Übergriffe verloren haben, müssen dafür entsprechend entschädigt werden. Die Fur dürfen nicht den Machtinteressen der Zentralregierung in Khartoum geopfert werden!

E-mail: info@zakat-sudan.org

Your Excellency,
I am very concerned about the conflict in the Darfur region and especially about the situation of the Fur. I am urging your government to stop the ethnic cleansing and the grave Human Rights violations in Darfur immediately, to stop supplying the militia with arms and ammunition and not to provide them with protection after they commit their atrocities. People who lost their relatives during the attacks must be compensated for that loss. I am calling upon your government to respect the human rights of the Fur people and other ethnic minorities in Darfur and to refrain from military intervention in that area.

Übersetzung:
Eure Exzellenz,
Ich bin sehr besorgt wegen des Konflikts im Darfur- Gebiet und besonders was die Situation der Fur angeht. Ich fordere ihre Regierung auf, die ethnischen Säuberungen und die schweren Menschenrechtsverletzungen in Darfur sofort zu stoppen, sowie aufzuhören, die Militärs mit Waffen und Munition zu versorgen und ihnen keinen Schutz zu bieten nachdem sie ihre Greueltaten verübt haben. Menschen, die ihre Verwandten während der Übergriffe verloren haben, müssen für diesen Verlust entschädigt werden. Ich bitte Sie, die Menschenrechte der Fur und anderer ethnischer Minderheiten in der Darfur Region zu respektieren und von einer militärischen Intervention in diesem Gebiet abzusehen.

Bitte senden Sie die folgende Mail an den französischen Außenminister Dominique de Villepin von der Homepage des Französischen Außenministeriums. Fügen Sie bitte unter "votre e-mail" Ihre e-mail-Adresse ein und geben Sie unter "objet" "Soudan" an: www.france.diplomatie.fr/courrier/default.asp?code=actu

Monsieur le Ministre,
Je suis vivement inquiet de la situation des droits de l'homme au Soudan. Récemment des massacres ont éte commis contre des Furs dans l'ouest du pays. Des centaines de villageois ont trouvé la mort. Je vous demande, Monsieur le Ministre, de vous engager pour le respect des droits de l'homme par toute force combattante au Soudan et spécialement pour la sauvegarde des droits de l'homme de la population civile au Darfur. Veuillez agréer, Monsieur le Ministre, l'expression de mes meilleurs sentiments.

Übersetzung:
Sehr geehrter Herr Minister,
Ich bin sehr beunruhigt über die Lage der Menschenrechte im Sudan. Kürzlich wurden Massaker an den Fur im Westen des Landes verübt. Hunderte Dorfbewohner wurden getötet. Ich bitte, Herr Minister, sich für die Achtung der Menschenrechte durch alle Kriegsparteien im Sudan und insbesondere für den Schutz der Menschenrechte der Zivilbevölkerung in Darfur einzusetzen.
Mit freundlichen Grüßen


Siehe auch:
* www.gfbv.it: www.gfbv.it/2c-stampa/03-1/030115de.html | www.gfbv.it/2c-stampa/02-2/news0206de.html | www.gfbv.it/3dossier/africa/ruanda-dt.html
* www: www.unhcr.ch | www.un.org | www.iccnow.org | www.ilo.org

Letzte Aktual.: 15.1.2004 | Copyright | Suchmaschine | URL: www.gfbv.it/2c-stampa/03-1/news03-4de.html | XHTML 1.0 / CSS | WEBdesign, Info: M. di Vieste
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