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Kenia / Somalia: Klimawandel schürt Dürre und Konflikte in Ostafrika

Mehr als acht Millionen Menschen benötigen Hungerhilfe - Zehntausende Nomaden auf der Flucht

Bozen, Göttingen, 1. April 2011

Die Lage der Bürgerkriegsflüchtlings in Somalia ist weiterhin dramatisch. Foto: UNHCR / M. Sheik Nor / July 2009. Die Lage der Bürgerkriegsflüchtlings in Somalia ist weiterhin dramatisch. Foto: UNHCR / M. Sheik Nor / July 2009.

Zehntausende von Nomaden sind in Ostafrika auf der Flucht vor einer Dürrekatastrophe. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) teilte am Freitag mit, allein in den vergangenen Tagen seien mehr als 10.000 Nomaden aus dem Norden Kenias in das benachbarte Uganda geflohen. In Somalia flüchteten inzwischen mehr Nomaden vor den verheerenden Folgen der Dürre als vor dem Bürgerkrieg. "Ostafrikas Nomaden droht ein großer Exodus", warnte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius in Göttingen. "Mehr als acht Millionen Menschen in Kenia, Somalia, Äthiopien und dem Südsudan benötigen aufgrund ausgebliebener Regenfälle dringend Hungerhilfe. Im Norden Kenias drohen durch die Dürre zudem Konflikte zwischen ethnischen Gemeinschaften um Weideland und Zugang zu Brunnen."

Vor eskalierenden bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen verarmten Nomadengruppen in Dürregebieten Kenias sind nach GfbV-Angaben im März 2011 mehr als 4.000 Nomaden geflüchtet. Rund 1.200 von ihnen sind Frauen und Kinder, die am 17. März während eines Streits um Weidegrund zwischen Samburu- und Pokot-Nomaden südlich des Turkana-Sees im Nordwesten des Landes die Flucht ergreifen mussten. Rund 2.800 Flüchtlinge kommen aus dem im Zentrum des Landes gelegenen Tana River Distrikt. Dort hatte es am 5. März Auseinandersetzungen mit Nomaden gegeben, die auf der Suche nach Weideland aus dem Nordosten Kenias gekommen waren. Die kenianische Polizei hatte die streitenden Parteien gewaltsam entwaffnet. Augenzeugen berichteten, dass Polizisten bei ihrer Aktion mindestens drei Frauen vergewaltigten und Verwundeten medizinische Betreuung verwehrten. Seit Jahren klagen kenianische Nomaden über unverhältnismäßigen Gewalteinsatz von Sicherheitskräften, wenn diese Nomaden entwaffnen.

In Somalia mussten seit Anfang Dezember 2010 mindestens 52.000 Menschen aufgrund der Dürre ihre Siedlungen verlassen. Viele versuchen, im benachbarten Kenia Zuflucht zu finden, doch immer häufiger werden sie an der Grenze abgewiesen. Denn Kenias Behörden wissen nicht, wie sie die Dürrekatastrophe im eigenen Land bewältigen sollen. Kenias Fleischmarkt ist zusammengebrochen, da immer mehr Not leidende Nomaden ihre Tiere zum Schlachten bringen. Inzwischen fördert der kenianische Staat den Aufkauf des abgemagerten Viehs, um den Nomaden ein Existenzminimum zu sichern. Kenianische Parlamentarier aus den Katastrophengebieten im Norden des Landes fordern, dass in ihren Provinzen der Notstand ausgerufen wird.

Aufgrund des Klimawandels werden im Norden Kenias die Intervalle zwischen Dürrekatastrophen immer kürzer. Lagen in den 70er-Jahren noch rund zehn Jahre zwischen den Katastrophen, so waren es in den 80er- Jahren nur noch fünf Jahre. Heute wird alle zwei bis drei Jahre eine Dürre registriert. Zuletzt wurden 2009 rund 80 Prozent des Viehbestands der Massai vernichtet.