Logo


In: Home > News > Sicherheitskonferenz berät in Algier über Terrorismus in der Sahara (16.-17. November)

Sprachen: DEU | ITA


Sicherheitskonferenz berät in Algier über Terrorismus in der Sahara (16.-17. November)

Tuareg gehen selbst gegen El Kaida vor - GfbV warnt vor neuer Tuareg-Revolte in der Sahara

Bozen, Göttingen, 16. November 2011

Die wachsende Militarisierung der Sahara bedroht die Tuareg im Niger. Foto: flickr_4Cheungs. Die wachsende Militarisierung der Sahara bedroht die Tuareg im Niger. Foto: flickr_4Cheungs.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnt vor einer neuen Tuareg-Revolte in Nordwestafrika. "Nach drei blutigen Aufständen in den vergangenen 20 Jahren drohen im Norden Malis erneut Unruhen unter den Ureinwohnern der Sahara, denn sie fühlen sich von der Regierung in Bamako im Stich gelassen", sagte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. "Die wachsende Verunsicherung der Region durch El Kaida im Maghreb (AQMI) und die Militarisierung der Sahara schüren unter den Tuareg Unmut und sie wollen jetzt selbst die Initiative gegen AQMI ergreifen." Die Ureinwohner leiden unmittelbar unter den Folgen des Antiterror-Kampfes. In Algier beginnt heute eine von Algerien und Kanada organisierte zweitägige Konferenz, auf der Sicherheitsexperten über eine bessere Koordinierung des Kampfes gegen AQMI beraten.

Tuareg haben unabhängig vom Antiterror-Kampf der Sahel-Staaten und ihrer westlichen Verbündeten Militäroffensiven gegen AQMI angekündigt, um die Terrorbewegung aus den Regionen Kidal, Gao und Timbuktu im Norden Malis zu vertreiben. So wollen Tuareg nicht nur die weitere Ausbreitung von AQMI eindämmen, sondern auch ihre Aufrüstung mit neuen Waffen aus der Konfliktregion Libyen verhindern. Malis Regierung fürchtet, dass bewaffnete Tuareg nicht nur Terroristen vertreiben würden, sondern sich so gestärkt auch erneut gegen die malische Regierung auflehnen könnten. Aus Libyen heimgekehrte ehemalige Kämpfer von Tuareg-Rebellengruppen beflügeln das Selbstbewusstsein der Tuareg.

"Die Befürchtungen der malischen Regierung, die Tuareg könnten sich erheben, sind nicht von der Hand zu weisen", sagte Delius. Im Oktober 2011 haben sich mehrere Tuareg-Gruppen zur "Nationalen Bewegung für die Befreiung des Azawad (MNLA)" zusammengeschlossen. Kämpften sie bislang für mehr Gerechtigkeit und Autonomie des Azawad, der vornehmlich von Tuareg besiedelten Region im Norden Malis, so wurden bei Demonstrationen der MNLA am 1. November auch Rufe nach einem unabhängigen Tuareg-Staat laut. Abgeordnete des Parlaments Malis sind am 12. November in den Norden des Landes gereist, um die Lage in Gesprächen mit Tuareg zu beruhigen.

AQMI scheint die Warnungen der Tuareg ernst zu nehmen, weil sich die Kämpfer der Terrororganisation nach einem Ultimatum der Ureinwohner nun aus der Bergregion Adrar Tigharghar nahe der Siedlung Aguelhok im Norden Malis zurückgezogen haben. Doch in weiteren Regionen Nord-Malis ist AQMI noch immer aktiv. Die Terrororganisation hat mit Entführungen von Ausländern den Zusammenbruch des Tourismus verursacht und damit eine der bedeutendsten wirtschaftlichen Lebensgrundlagen der Tuareg zerstört.