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Vorstellung des Projekts Frauenhaus und Akademie in Kobane / Föderation Nordsyrien

Dienstag, 11. April 2017, 18.00 Uhr, Schlachthofstr. 50 - Bozen

Bozen, 6. April 2017

Am Dienstag, den 11. April werden um 18 Uhr in der Schlachthofstr. 50 in Bozen das Projekt und das Voranschreiten der Arbeiten zum Frauen-Haus und Akademie in Kobane in der Föderation Nordsyrien vorgestellt, mit einer kurzer Einleitung zur aktuellen politischen Situation in der Region Kobane.

Die Bauarbeiten zum Frauenhaus-Akademie in Kobane, Föderation Nordsyrien. Die Bauarbeiten zum Frauenhaus-Akademie in Kobane, Föderation Nordsyrien. Foto in hoher Definition.

Als im März 2011 in Syrien die Revolte gegen das Regime der Familie Assad begann, hat eine kurdische Bewegung in der sogenannten Region Rojava ein politisches Projekt ins Leben gerufen, das auf politischen und religiösen Pluralismus, auf die Gleichberechtigung der Geschlechter, auf das Mitspracherecht der Bürger durch direkte Demokratie und auf eine solidarische und nachhaltige Wirtschaft setzt. Das Grundprinzip dazu ist die Gleichberechtigung in einer Gesellschaft mit weniger Staat und mehr Demokratie. Dieses politische Projekt, das auch unter dem Namen "demokratischer Konföderalismus" bekannt ist, ist von den Ideen und Schriften des in der Türkei inhaftierten Verantwortlichen der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) Abdullah Öcalan inspiriert.

Nachdem das regimetreue Militär zuerst die Opposition unterdrückt und dann die Region verlassen hat, um sich dem Kampf gegen die bewaffneten Milizen, allen voran die salafistischen Milizen, zu widmen, konnte die kurdische Bewegung zusammen mit anderen ethnischen und kulturellen Teilen der Gesellschaft ein partizipatives politisches und soziales Gesellschaftsmodell umsetzten. Im Vorwort des Verfassungspapier von 2014 steht: "Wir, die Völker der demokratischen Regionen Afrin, Jazira und Kobanê, eine Konföderation von Kurden, Arabern, Assyrern, Chaldäern, Syriern, Turkmenen, Armeniern und Tschetschenen ..."

Die Angriffe der Milizen von al-Nusra und anderen Gruppen des sogenannten Freien syrischen Heers wurden von den männlichen und weiblichen Selbstverteidigungseinheiten YPG und YPJ abgewehrt. Die Selbstverteidigungseinheiten wurden mit dem Ziel ins Leben gerufen, die neu eroberten Rechte und Freiheiten zu verteidigen. Laut Gründungsprinzip der Selbstverteidigungseinheiten sollen diese verteidigen aber nicht angreifen. Aus diesem Prinzip des nicht-Angriffs hat sich ein politisches und kulturelles Bewusstsein gebildet, das sich große Teile der Gesellschaft zueigen gemacht haben.

Das Aufkommen der 2013 geformten Milizen von Daesh/Isis, die indirekt von verschiedenen regionalen und internationalen Kräften unterstützt wurden, hat ein exponentielles Wachstum der Gewalt mit sich gebracht, die sich besonders stark gegen das politische Projekt der Föderation Nordsyrien gerichtet hat. Die schnelle Eroberung großer Teile Syriens seitens des IS hat ihren Endpunkt mit der Belagerung von Kobane vom Oktober 2014 bis zum Jänner 2015 erlebt. Der Widerstand der Selbstverteidigungseinheiten des YPG und des YPJ, die nur zu einem späteren Zeitpunkt von der US-Luftwaffe unterstützt wurden, ist weltweit zu einem Symbol des Kampfes gegen Intoleranz, Gewalt und patriarchalische Kultur geworden. Die Befreiung von Kobane hat für den IS die größte Niederlage und den Anfang des Niedergangs des Kalifats bedeutet.

Der Kampf der kurdischen Männer und Frauen war so nicht nur ein Kampf zur Verteidigung der eigenen Freiheit, sondern auch ein Kampf für die Würde und das Recht der Menschheit.

Nach der Belagerung seitens des IS war die Stadt von Kobane beinahe vollständig zerstört. Mehr als 80% der Gebäude, der Straßen, Fabriken und Schulen waren entweder zerstört oder schwer beschädigt, die Landwirtschaft lag still. Der sofortige Anfang des Wiederaufbaus ermöglichte das Zurückkommen von 300.000 vor dem IS geflüchteten Einwohnern.

Diese immens große Arbeit trägt bereits erste Früchte. Dank der internationalen Solidarität aber vor allem dank der lokalen Bevölkerung konnten - trotz des Embargos der Türkei und der Autonomen Region Kurdistan im Iraq - verschiedene Wiederaufbauprojekte durchgeführt werden.

Eines dieser Projekte ist der Bau eines Frauenhauses und-Akademie. Solche Institutionen gibt es in verschiedenen Ortschaften der Föderation Nordsyrien. Das Frauenhaus von Kobane war das erste Gebäude, dass während der Belagerung der Stadt vom IS zerstört wurde. Dank der Arbeit des Informationsbüros Kurdistan in Italien (UIKI), dem Kollektiv Lucha y Siesta und der Finanzierung durch die 8perMille der Waldenser und Methodistischen Kirchen, konnte in Absprache mit Kongrega Star (Frauenverein) und der Gemeinde Kobane der Wiederaufbau des Frauenhauses begonnen werden. Auch Südtirol beteiligt sich am Wiederaufbau. Dank der Sensibilisierungsarbeit der Gesellschaft für bedrohte Völker wurde das Projekt Frauenhaus und Akademie von Kobane dem Amt für Entwicklungshilfe der Autonomen Provinz Bozen vorgestellt, das das Projekt angenommen und mitfinanziert hat.