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Bangladesch: Lage von Burma-Flüchtlingen dramatisch

Mehr als 1.160 Rohingya-Flüchtlinge verhaftet - Übergriffe von Sicherheitskräften und Bürgerkomitees

Bozen, Göttingen, 9. März 2010

Rohingya-Flüchtlingslager. Foto: UNHCR/J. Pagonis. Rohingya-Flüchtlingslager. Foto: UNHCR/J. Pagonis.

Mehr als 1.160 Rohingya-Flüchtlinge aus Burma sind nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) seit Januar 2010 in Bangladesch verhaftet und meist in ihre Heimat abgeschoben worden. Dort droht ihnen weitere Verfolgung. "Mindestens 366 der Festgenommenen wurden gleich nach ihrem Grenzübertritt aufgegriffen und sofort burmesischen Sicherheitskräften übergeben", berichtete Ulrich Delius, Asienreferent der in Göttingen ansässigen Menschenrechtsorganisation, am Dienstag. "Viele Verhaftete werden misshandelt. So wurde ein Sprecher der Rohingya in dem Flüchtlingslager Kutupalong festgenommen und geschlagen, weil er bei einem Besuch von Europaparlamentariern am 15. Februar 2010 über die schwierige Lage der Geflohenen berichtet hatte.

"Aber auch in Flüchtlingslagern finden die Angehörigen dieser muslimischen Minderheit in Bangladesch keinen Schutz", kritisierte Delius. "Dort sind sie Übergriffen von Sicherheitskräften ausgeliefert oder müssen Hunger leiden. Denn Bangladesch verweigert internationalen Hilfswerken den Zugang zu den Flüchtlingen." Die US-amerikanische Menschenrechtsorganisation "Physicians for Human Rights" warnte in einem heute veröffentlichten Report vor einer dramatischen Zuspitzung der humanitären Lage der rund 200.000 Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch. Vielen Angehörigen der muslimischen Minderheit drohe der Hungertod, wenn sie nicht bald mit Hilfsgütern versorgt werden. Rund 18 Prozent der Kinder seien bereits akut unterernährt.

Erschwert wird die humanitäre Lage dadurch, dass nur rund 75.000 Flüchtlinge in Lagern leben können. 125.000 müssen in Bangladesch in ständiger Angst vor Angriffen ausländerfeindlicher Bürgerkomitees im Untergrund ausharren, um einer Abschiebung in den Verfolgerstaat Burma zu entgehen.

"Offensichtlich fehlt es an den Behörden Bangladeschs am politischen Willen, diesen Verfolgten Zuflucht zu gewähren", sagte Delius. Der muslimischen Minderheit der Rohingya werden in Burma systematisch Bürgerrechte verweigert. Sie bekommen oft keine Geburtsurkunden, sie dürfen nicht heiraten und für Rohingya gelten Berufsverbote. Außerdem wird ihre Bewegungsfreiheit willkürlich eingeschränkt, ihr Land beschlagnahmt. Am 5. März 2010 wurde ein Rohingya in Burma zu sechs Monaten Haft verurteilt, weil er versucht hatte, mit dem UN-Sonderberichterstatter für Burma, Tomas Ojea Quintana, zu sprechen. Dieser hatte am 17. Februar 2010 Arakan, die Heimatregion der Rohingya, besucht. Zurzeit baut Burmas Grenztruppe unter Einsatz von Rohingya-Zwangsarbeitern einen mehr als 200 Kilometer langen Grenzzaun zum Nachbarland Bangladesch. So soll den Muslimen jede Fluchtmöglichkeit abgeschnitten werden.