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Weltflüchtlingstag (20. Juni)

Mehr als 10.000 Minderheitenangehörige in Burma erneut auf der Flucht - Chinas Energiehunger schürt Krieg in Burma

Bozen, Göttingen, 17. Juni 2011

Flüchtlinge aus Burma auf der Krankenstation des Flüchtlingslagers in Nu Po, Thailand. Foto: UNHCR / R. Arnold, 2008. Flüchtlinge aus Burma auf der Krankenstation des Flüchtlingslagers in Nu Po, Thailand. Foto: UNHCR / R. Arnold, 2008.

Anlässlich des Weltflüchtlingstages (20.6.) weist die Gesellschaft für bedrohte Völker auf ein kaum beachtetes Flüchtlingsdrama im Osten Burmas hin. Dort mussten in dieser Woche mehr als 10.000 Angehörige des Volkes der Kachin vor Kämpfen zwischen burmesischen Soldaten und der Kachin-Freiheitsbewegung fliehen. Viele Zivilisten fürchten außerdem, von der Armee zwangsweise als Träger rekrutiert zu werden. Grund für die blutigen Auseinandersetzungen ist der Bau von zwei Staudämmen, die Energie für China produzieren sollen. Die Kachin lehnen das Projekt ab, weil dafür Tausende zwangsumgesiedelt werden müssen. Insgesamt sind im Osten Burmas rund 480.000 Angehörige ethnischer Minderheiten wegen Krieg und schwerer Menschenrechtsverletzungen auf der Flucht.

"China behandelt Burma wie eine Rohstoffkolonie, die systematisch ausgeplündert wird", kritisierte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. "Mit der rücksichtslosen Erschließung von Energie- und Rohstoffvorkommen im benachbarten Vielvölkerstaat schürt Peking Krieg." Zwar herrschte seit 1994 Waffenstillstand im Bürgerkrieg mit der Kachin-Freiheitsbewegung. Doch um den Bau der beiden Staudämme für China abzusichern, hatte die neue zivile Regierung Burmas Truppen in den Kachin-Staat geschickt.

Rund 15.000 Kachin verlieren ihr Land und ihre Häuser durch den Bau der beiden Staudämme an den Zuflüssen des Irrawaddy-Stromes. Insgesamt sollen 60 Dörfer der Kachin zwangsweise umgesiedelt werden. Seit Bekanntwerden der Megaprojekte im Jahr 2004 protestieren Angehörige der Minderheit mit Appellen an die chinesische und burmesische Regierung gegen die Zwangsumsiedlung. Doch beide Regierungen ignorierten den Widerstand. Mittlerweile arbeiten mehr als einhundert chinesische Ingenieure auf den Großbaustellen im Kachin-Staat. Die chinesische Staatsführung ist sehr besorgt um ihre Sicherheit sowie um die Fortführung der zahlreichen Investitionsvorhaben im Nachbarland.

China ist der bedeutendste Investor in dem Nachbarland. Es will für seine Stromversorgung bis 2020 mehr als 40 Staudämme in Burma bauen, baut Öl- und Gaspipelines, errichtet Häfen, unterhält Bergbauminen und kontrolliert vor allem in den von nicht-burmesischen Nationalitäten wie den Kachin bewohnten Randgebieten Handel und Industrie. Allein im Bundesstaat Kachin arbeiten mehrere zehntausend chinesische Händler, Industrielle und Ingenieure. Erst im Mai 2011 hatte Peking seine "strategische Partnerschaft" mit Burma bekräftigt. "Doch als Partner sieht China allenfalls die in Burma allmächtigen Militärs an", berichtete Delius. "Die von Chinas Investitionen betroffenen ethnischen Minderheiten werden weder in die Planung der Projekte, noch in ihre Durchführung einbezogen. Für Burmas Nationalitäten ist Chinas nicht zu stillender Rohstoffhunger schon längst zum Fluch geworden".