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Indonesien / Molukken: Regenwald der Ureinwohner soll Zuckerrohrplantagen weichen

Europa soll sich mehr gegen legale und illegale Rodungen der Wälder Indonesiens einsetzen

Bozen, Göttingen, 15. Oktober 2013

Indonesien: Rauchschwaden von Brandrodungen für neue Ölpalm-Plantagen. Foto: Kristina Neubauer. Indonesien: Rauchschwaden von Brandrodungen für neue Ölpalm-Plantagen. Foto: Kristina Neubauer.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die Europäische Union aufgefordert, nicht nur die illegale Rodung der Regenwälder in Indonesien zu bekämpfen, sondern auch gegen den legalen Kahlschlag vorzugehen. "In Indonesien ist die Existenz von mehreren zehntausend in den Wäldern lebenden Ureinwohnern durch amtlich genehmigte Rodungen mindestens genauso sehr bedroht wie durch die Umtriebe der Holzmafia", berichtete der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. So hat der Gouverneur der Molukken nun die Rodung von 500.000 Hektar Wald auf den im Osten des Landes gelegenen Aru-Inseln für die Anlage von Zuckerrohrplantagen gestattet. Die EU hatte am 30. September 2013 ein Abkommen mit Indonesien gegen illegales Abholzen von Wäldern abgeschlossen.

Rund 70 Prozent des Waldes auf den sechs großen und 174 kleinen Aru-Inseln werden durch das Großprojekt zerstört. Es soll laut Antrag des indonesischen Investors PT Menara 28 Plantagen umfassen, die jeweils zwischen 11.600 und 20.000 Hektar groß sind. Durch das Großprojekt werden auch die letzten Mangrovenwälder der Molukken zerstört, die an der Küste für einen wirksamen Schutz vor Naturkatastrophen sorgen. Das bislang vor allem im Bankenbereich tätige Unternehmen PT Menara hat bereits einen zweifelhaften Ruf, da es im benachbarten Westpapua zurzeit 400.000 Hektar Wald für die Anpflanzung von Ölpalm-Plantagen roden lässt.

Mehrere tausend Ureinwohner, Mitglieder von Jugendorganisationen, Studenten und Bürger aus 117 Dörfern auf den Aru-Inseln haben Ende August und im September 2013 öffentlich gegen das geplante Großprojekt protestiert. Viele der 83.000 Inselbewohner kritisieren, dass mit der Genehmigung des Kahlschlags ihre Lebensgrundlage willkürlich zerstört wird. Die Führer der in und von den Wäldern lebenden indigenen Gemeinschaften werfen dem Großinvestor und den Behörden vor, indonesische Gesetze zu verletzen. So wurden die Ureinwohner vor der Entscheidung des Gouverneurs nicht über die sie betreffenden Pläne informiert und es wurde auch keine Umweltverträglichkeitsstudie erstellt. "Als Vertreter der Bürger auf den Aru-Inseln lehnen wir nachdrücklich die geplanten Zuckerrohr-Plantagen von PT Menara ab", erklärten Roup Opem und andere Bürgermeister auf einer Demonstration.

Nur rund 15.000 der 83.000 Bewohner der Aru-Inseln gehören nicht-indigenen Gemeinschaften an. Obwohl Indonesien mehrheitlich ein muslimisches Land ist, sind auf den Aru-Inseln rund 90 Prozent der Bewohner Protestanten und sechs Prozent Katholiken. Die Inseln sind Teil der überwiegend christlich geprägten Molukken, die auch als Gewürzinseln bekannt sind.